Öffentliche Vortragsreihe

Die Servicestelle Gleichstellung und Vielfalt und die Hochschulfrauenbeauftragte organisieren regelmäßig eine hochschulweite öffentliche Vortragsreihe im inter- und transdisziplinären Themenfeld der Frauen- und Geschlechterforschung.

Un/Gleichzeitigkeiten von Emanzipation und Rollback – Geschlechtergerechtigkeit 2025

im WiSe 25/26 immer um 17:15 - 18:45 Uhr in Raum S 322

  • Die Entwicklungen der sogenannten neoliberalen Phase zeitigten im konservativen Geschlechterregime Deutschlands widersprüchliche Konsequenzen: Soziale Entsicherung und Diskontinuitäten im männlichen Erwerbsalltag sind begleitet von einer prekären Form des Empowerments von Frauen sowie der Anerkennung nicht-heteronormativer Lebensweisen und Geschlechtervorstellungen jenseits der Binarität. Darüber hinaus trugen feministische Kämpfe und Gender Studies zur Destabilisierung männlicher und heteronormativer Deutungshoheit bei. Diese widersprüchlichen Entwicklungen hinterließen Spuren im Alltag der Menschen, nicht zuletzt, weil als sicher geglaubte Vorstellungen, Normen und Institutionen erschüttert wurden. Rechtsautoritäre Akteur*innen greifen diese Widersprüche auf und versprechen sie in einem vermeintlich konsistenten Narrativ aufzulösen: Gender fungiert in diesem Narrativ als ein Konzept, das sowohl Verunsicherung weiter verschärfen, als auch eine neue Identität im Rahmen einer traditionellen Gesellschafts- und Politikvision verspricht.

     


  • Die Bewegung Omas gegen Rechts wurde 2017 in Wien gegründet, um gegen rechte Politik, Rassismus und Antifeminismus zu protestieren. Mit ihrer Selbstbezeichnung als „Omas“ verweisen sie nicht nur auf die Notwendigkeit, in jedem Alter gegen Ungerechtigkeiten einzutreten, sondern hinterfragen auch gängige Alters- und Geschlechterstereotype wie die der „grumpy old woman“ oder der „happy aging woman“ (de Vuyst & de Graeve 2024). Darüber hinaus erweitern sie das Protestspektrum feministischen Aktivismus‘, das in der Forschung häufig auf Hashtag-Aktivismus und einen „jüngeren“ Feminismus gelegt wird, und wehren sich gegen die Unsichtbarkeit älterer Frauen* in medialen Repräsentationen (Ross 2022).

    Im Vortrag stelle ich die Medienrepertoires der Omas gegen Rechts dar, mit denen sie feministische Anliegen sichtbar machen. Theoretisch beziehe ich mich auf Öffentlichkeitstheorien, die die Umkämpftheit von Themen und Dissonanzen in der öffentlichen Aushandlung betonen. Anhand von Fallbeispielen und Ergebnissen aus Interviews mit den Omas gegen rechts zeige ich auf, wie die Aktivistinnen Strategien der Aneignung, Umkehrung und Aufbrechung dominanter Altersbilder entwickeln, um ihre politischen Anliegen in Öffentlichkeiten zu platzieren, und digitale Plattformen wie Instagram und TikTok zur Vernetzung, Mobilisierung und Sichtbarmachung nutzen.


  • Öffentliche Wissensdiskurse sind ein wichtiger Bestandteil guter Wissenschaft: sowohl aus Karrieregründen für die einzelnen Wissenschaftler*innen, als auch zur Wissensvermittlung in Öffentlichkeit und Gesellschaft. 

    Die Digitalisierung bietet hierbei einerseits die Chance auf eine vergrößerte Reichweite; andererseits birgt sie auch ein Risiko für die sichtbar gewordenen Wissenschaftler*innen, Zielscheibe von Beleidigungen, Angriffen und Bedrohungen zu werden. Frauen sind von solchen Formen digitaler Gewalt oftmals anders betroffen als Männer. Sichtbarkeit in Wissensdiskursen ist somit nicht nur Chance, sondern auch Herausforderung für die Gleichstellung in der Wissenschaft. 

    Grundlage für diesen Vortrag ist das Forschungsprojekt Digital Hate an der OTH Regensburg. 


  • In ihrem Vortrag erläutert Nele Allenberg vom Deutschen Institut für Menschenrechte die grund- und menschenrechtlichen Anforderungen an eine Regelung zur rechtlichen Anerkennung der selbst bestimmten Geschlechtsidentität und stellt die Regelungsbereiche des Selbstbestimmungsgesetz vor. Sie beleuchtet erste Erfahrungen mit der Praxis und skizziert die politischen Bedingungen zum Zeitpunkt des Zustandekommens des Gesetzes. Der Vortrag endet mit einem Blick auf die Vorhaben der aktuellen Bundesregierung.


  • Es gibt nicht den Feminismus, es gibt viele Feminismen und Feminist*innen, was Differenzen und oft Dissonanzen mit sich bringt. Das hat nicht nur in der Geschichte der Frauenbewegungen zu identitätspolitischen Spaltungen geführt, es erschwert auch gegenwärtig Allianzen, die wir angesichts des gewaltigen politischen Backlashs aber so dringend bräuchten. Wie lässt sich trotz der vielen feministischen Konfliktlinien Solidarität herstellen?
    Indem wir anerkennen, dass es nicht Gemeinsamkeiten sein müssen, die solidarisches Handeln motivieren. Im Gegenteil: Feministische Solidarität bildet sich oft konfliktiv, sie ist eine unbedingte Solidarität, die sie sich auch mit Menschen solidarisiert, mit denen uns keine gemeinsame Geschichte oder eine zugeschriebene Identität verbindet. Sie ist eine „Kampfsolidarität“ und das nicht nur im Sinne einer „solidarity against“, die sich geschlossen gegen Unmenschlichkeit und Ungleichheit richtet, sondern die auch innerhalb der eigenen Reihen für mehr Gerechtigkeit kämpft. Solidarität ist dabei immer ein reziproker, also ein wechselseitiger Prozess des Aufbaus neuer Beziehungen, der alle Beteiligten verändert – ein tiefgreifend transformativer Prozess.


Rückblick

  • "Familie und Reproduktion - feministische Perspektiven auf gesellschaftliche Verhältnisse der Familienwerdung"

    Die Familie gilt als die ‚Keimzelle des Staates‘, nicht nur weil dort die neuen Staatsbürger*innen aufgezogen werden, sondern auch weil dort gesellschaftliche und politische Grundprinzipien eingeführt, umgesetzt und (re)produziert werden. Umso erstaunlicher ist es, dass in den Sozialwissenschaften wenig darüber geforscht und gearbeitet wird, wie die Prozesse der Familienwerdung gestaltet werden. In der Hebammenkunde hingegen werden diese Fragen v.a. aus der gesundheitswissenschaftlichen Perspektive betrachtet.

    Reproduktion ist aber ein Ausdruck bestehender Geschlechterverhältnisse, durch die sich Gesellschaft und gesellschaftliche Verhältnisse re-konstituieren. Sie findet in einem Spannungsverhältnis öffentlicher Verhandlungen und Politiken und privater Familien- und Sorgeverhältnisse statt. Mit Familie und Reproduktion verbinden sich gleichermaßen individuelle Glücksvorstellungen und gesellschaftliche Regulierungen.  In der Vortragsreihe beschäftigen wir uns deshalb aus einer interdisziplinären feministischen Perspektive mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Familienkonzepten, Schwangerschaft, Geburt und Abtreibung.



  • "Erweiterung der Stimmen– Kollektivität, Identität und Geschlecht in Migrationsdiskursen und Migrationspraxen"

    Im Sommersemester 2021 beschäftigte sich die öffentliche Vortagsreihe aus unterschiedlichen Perspektiven mit Widersprüchen zwischen Geschlechterkonstruktionen, Konstruktionen und Erfahrungen von „Flucht“ sowie deren Wechselwirkungen. Die Referent*innen thematisierten und analysierten diese Widersprüche in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen im Kontext ihrer Forschungsergebnisse, ihrer (politischen) Arbeit und ihrer sozialen Praxis. Die Vortragsreihe trug dazu bei, geschlechtsspezifische Aspekte zu diskutieren und dabei eine intersektionale Perspektive einzunehmen.



  • Im WiSe 2019/2020 stand die Vortragsreihe unter dem Titel: "Das Geschlecht der Europa – Europäische Integration und Geschlechtergerechtigkeit".

    Mit der Wahl von Ursula von der Leyen zur Präsidentin der EU-Kommission scheint eine neue Zeitrechnung für Europa bzw. die Europäische Union zu beginnen. Die erste weibliche Kommissionsvorsitzende hat in ihrer Bewerbungsrede angekündigt, dass sie auf eine geschlechtsparitätisch besetzte Kommission hinwirken will. Ist das Patriarchat nun am Ende? Es wird zu beobachten sein, inwieweit die Kommissionspräsidentin ihre ambitionierten Ziele umsetzen kann.
    Weit mehr muss aber daran erinnert werden, dass der Prozess der europäischen Integration und das Streben nach Geschlechtergerechtigkeit eine Aufgabe aller EU-Gremien und aller Mitgliedsstaaten, aber mindestens genauso der Zivilgesellschaft ist. Und es muss daran erinnert werden, dass sich parallel zu den bisherigen gleichstellungspolitischen Bestrebungen auch sichtbare und machtvolle Gegenbewegungen etabliert haben. In der Veranstaltungsreihe werfen wir einen Blick auf die Vor- und Rückwärtsbewegungen europäischer Frauen- und Gleichstellungspolitik und auf die Rolle der verschiedenen politischen Akteur*innen. Wo gibt es Erfolge, wo Niederlagen zu verzeichnen, wer hat welche Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten und wie sehen die Zukunftsperspektiven von Gleichstellung und Feminismus in Europa aus? Die eingeladenen Referent*innen geben aus ganz unterschiedlichen Perspektiven Ein- und Ausblicke auf diese Fragen und laden zur Diskussion ein.



  • Im WiSe 2018/2019 gab es das Projekt "100 Jahre Frauenwahlrecht" . Auf dem Weg zur Gleichberechtigung in Deutschland markiert die Einführung des Wahlrechts für Frauen im Jahr 1918 einen entscheidenden Wendepunkt. Seither können Frauen an den Wahlen teilnehmen und selbst gewählt werden, sich also damit politisch einbringen und partizipieren. In diesem Jahr liegt dieser Meilenstein der Demokratie 100 Jahre zurück und stellt somit den passenden Zeitpunkt dar, sich dem Thema Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit der letzten hundert Jahre zu widmen. In einem Projektseminar für Studierende der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften sollen insbesondere Regensburg und Bayern mit ihren politischen Akteurinnen und Akteuren, mit besonderen Ereignissen, Maßnahmen und Prozessen in den Fokus rücken, die Einfluss auf die Gleichstellung und Emanzipation von Frauen hatten und haben.

    Im Zuge dieses Projekts für Studierende der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften wird es auch einen öffentlichen Vortrag von Prof. Dr. Daniela Neri-Ultsch von der Universität Regensburg geben. Der Vortrag "Nun begann ein neues Leben!" 100 Jahre Frauenwahlrecht - Parlamentarierinnen in Bayern. Eine Bilanz." fand am 17.Oktober 2018 statt.



  • Auch im WiSe 2017/2018 fand wieder eine öffentliche Vortragsreihe statt. Thema der Reihe lautete "Gender und Care: Debatten, Bedingungen und Perspektiven". Care - Fürsorge - durchzieht alle Bereiche des Lebens und betrifft jede und jeden. Gleichwohl mangelt es den Care-Tätigkeiten und ihren Bedingungen an gesellschaftlicher Wahrnehmung und Anerkennung. Die Gründe für die unzureichenden Bedingungen finden sich in den ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Kontexten - und in den Vergeschlechtlichungsprozessen, die Care zugrunde liegen und die von Care ausgelöst werden. Die Vortragsreihe beschäftigt sich mit ausgewählten Aspekten dieser mehrdimensionalen Prozesse.



  • Im Wintersemester 2016/2017 fand erneut eine öffentliche Vortragsreihe statt. Das Thema in diesem Semester lautete "Grenzkonflikte und Grenzüberschreitungen: Debatten zu Sexismus - Rassismus - Nationalismus". Die Vorträge befassten sich mit dem Verhältnis von Rassismus und Sexismus in Politik, Kultur und Gesellschaft. Aus unterschiedlichen Perspektiven wurde beleuchtet, wie diese zusammenwirken und welche Herausforderungen sich daraus ergeben.



  • Diesseits und jenseits von Geschlecht: Debatten zu Politik - Identität - Sexualität

    Die Vortragsreihe im WiSe 2015/2016 befasste sich mit den politischen und kulturellen Debatten zum Geschlechterverhältnis und mit dem Denken und Handeln innerhalb und jenseits klassischer Geschlechterkonstruktionen. Wie gestalten sich Macht- und Herrschaftsverhältnisse zwischen den Geschlechtern, in welcher Weise werden Geschlechterkonstruktionen und -konflikte in Politikprozessen sichtbar? Wie lässt sich Gesellschaft und Individualität denken, wenn man sich von Konstruktionen der Zweigeschlechtlichkeit löst? Wie sehen subjektive und gesellschaftliche Widerstände aus? Welche politischen Ziele und Handlungsmöglichkeiten werden damit verknüpft? Die Vorträge und Debatten sollen den Blick öffnen für plurale Lebensformen und -konzepte und für Politiken der Gleichstellung und Emanzipation.