Ivan Gyokov zog 2016 aus Bulgarien, um in Deutschland zu bleiben. Nach ersten Semestern in technischen Studiengängen fand er durch eine zufällige Info zur Tätigkeit als Sprachmittler seinen Weg in die Soziale Arbeit – ein Moment, der, wie er sagt, „alles verändert hat“. Die Arbeit mit Menschen, das Begleiten und Unterstützen im Alltag sowie die Sinnhaftigkeit dieser Tätigkeit führten ihn schließlich 2019 zum Studium der Sozialen Arbeit an die OTH Regensburg. Heute befindet er sich im Masterstudium und arbeitet parallel als studentische Hilfskraft an der Fakultät.
Sein Studium beschreibt Gyokov als einen Weg, der ihn sowohl fachlich als auch persönlich weitergebracht hat. Lehrveranstaltungen, die ihn zum Reflektieren anregten, und der Austausch mit Professorinnen und Professoren hätten seine Weltsicht erweitert: „Das Studium hat mir nicht nur Kompetenzen vermittelt, sondern meine Weltsicht geprägt. Ich habe gelernt, Komplexität zu erkennen – und mich selbst weiterzuentwickeln.“ Besonders interessiert ihn der Transnationalismus – das Leben zwischen mehreren kulturellen Räumen und Identitäten. Dieses Thema beschäftigt ihn nicht nur in seiner Forschung, sondern auch in seiner eigenen Biografie.
Während des Interviews wurde deutlich, wie wichtig Gyokov die Menschen sind, die ihn auf seinem Weg begleitet haben. Frau Jivka Eisenstein, OTH-Alumna und seine erste Vorgesetzte in der Sprachmittlung, spielte eine besondere Rolle, denn sie eröffnete ihm den Zugang zur Sozialen Arbeit und vermittelte ihm Werte, die die OTH besonders auszeichnen – gesellschaftliches Engagement, Verantwortungsbewusstsein und Offenheit für neue Perspektiven. Im weiteren Studienverlauf hat ihm Frau Professor Dr. Martina Ortner maßgeblich durch zahlreiche Lehrveranstaltungen, intensive fachliche Begleitung und wissenschaftliche Impulse zur Seite gestanden. Eine weitere wichtige Wegbegleiterin war Frau Dr. Kismet Seiser von der Jugend- und Familientherapeutischen Beratungsstelle der Stadt Regensburg, die ihn in zentralen Phasen seines Studiums unterstützte.
Inzwischen engagiert sich Gyokov seit mehr als sechs Jahren als Sprachmittler für Familien aus Südosteuropa, viele Jahre davon ehrenamtlich. Er erleichtert Betroffenen den Zugang zu Bildungs- und Beratungsangeboten und trägt damit wesentlich zu Verständigung und gesellschaftlicher Teilhabe bei. Sein betreuender Professor Prof. Dr. Wolfram Backert beschreibt ihn als Student mit „außergewöhnlicher Motivation, präzisen Analysen und der Fähigkeit, theoretische Ansätze in größere gesellschaftliche Zusammenhänge einzuordnen“. Gyokov verfüge über „ein großes akademisches Talent“ und gehe in seinem Engagement „weit über das übliche Maß hinaus“.
Trotz dieser beeindruckenden Leistungen betont Gyokov, dass sein Erfolg ein Gemeinschaftswerk sei: „Natürlich habe ich meine Hausarbeiten selbst geschrieben und meine Prüfungen selbst gemacht. Aber ohne die Menschen, die hinter mir standen, wäre die Hälfte von dem, was ich erreicht habe, nicht möglich gewesen.“ Besonders bewegend war für ihn die Anwesenheit seiner Mutter, die eigens zur Preisverleihung anreiste.
Nach Abschluss seines Masterstudiums überlegt Gyokov eine Promotion. Seine akademische Zukunft sieht er klar in der Forschung zu Migration, gesellschaftlicher Komplexität und sozialwissenschaftlichen Perspektiven auf Identität.
Das International Office unterstützt internationale Studierende während des gesamten Studieneinstiegs in Deutschland, berät zu Aufenthalts- und Studienformalitäten, fördert Vernetzung und Integration am Campus und trägt damit wesentlich zu einem gelungenen Start an der OTH Regensburg bei.
