„Wie kommt man an solche Aufträge?“ Nach der Besichtigung der Baustelle „Ärztehaus Candis II“ in der Straubinger Straße in Regensburg will Eva Maria Schiederer auch Hintergründe zur Arbeit von Stefan Nowak wissen. Seit 2014 ist das Büro Nowak + Thaler Architekten GmbH mit den Planungen zu derGewerbeimmobilie auf dem ehemaligen Zuckerfabrikareal beschäftigt – von der Entwurfsplanung bis zur Schlüsselübergabe begleitet Architekt Stefan Nowak das Projekt – als Mentor begleitete er Eva Maria Schiederer von November 2016 bis Juni 2017. Die Architekturstudentin im zu diesem Zeitpunkt dritten Mastersemester an der OTH Regensburg nimmt als Mentee am Programm „professional steps“ teil.
Erfolgreiches Mentoringkonzept
An der OTH Regensburg wird dieses Mentoringkonzept als Kooperation von der Servicestelle Gender und Diversity und dem Alumni und Career Service allen Studierenden in MINT-Fächern angeboten. Vor allem Studentinnen sollen über eine berufserfahrene Mentorin oder einen Mentor Einblicke in die Praxis bekommen und Kontakte zu Firmen knüpfen können. Als selbstständiger Unternehmer sieht sich Stefan Nowak zum einen gesellschaftlich in der Pflicht, etwas für den Architektennachwuchs zu tun, zum anderen sieht er in dem Programm auch die Möglichkeit, qualifizierte Fachkräfte für sein Team zu gewinnen. „Für Unternehmen liegt die Motivation sich daran zu beteiligen auf der Hand: Für sie ist es wichtig fürs Recruiting, hier haben sie die Möglichkeit, potentielle Mitarbeiterinnen kennenzulernen“, sagt Prof. Dr. Christine Süß-Gebhard, Frauenbeauftragte der OTH Regensburg. In diesem Zyklus habe man das Mentoring erstmals mit dem Alumni-Service der Hochschule kombiniert, um Ehemalige als Mentoren und Mentorinnen ins Boot zu holen.
Dieser Plan ist aufgegangen: Über den Alumni-Service hat Stefan Nowak von dem Programm erfahren. Er hat 1986 sein Architekturstudium an der damaligen FH Regensburg abgeschlossen, bevor er sich 1990 mit seinem Geschäftspartner Christian Thaler selbstständig gemacht hat. „Als Student wäre ich dankbar gewesen, wenn es so etwas gegeben hätte“, sagt Stefan Nowak rückblickend. Ratschläge von berufserfahrenen Kollegen und Kolleginnen seien sehr wertvoll, wenn sie auch die Berufserfahrung nicht ersetzten: „Viele notwendige Kenntnisse erarbeitet man sich on the job“, sagt er.
Praktische Einblicke hat Eva Maria Schiederer nicht nur über ihren Mentor bekommen, sondern auch durch den elterlichen Betrieb, ein mittelständisches Bauunternehmen. Die Studentin findet, dass im Architekturstudium das Thema Baumanagement zu kurz komme – daher ist sie dankbar für jeden Hinweis zum Thema Kostenplanung oder etwa zu Haftungsfragen bei Bauschäden.
Das Tandem Nowak/Schiederer empfindet den Ablauf des Mentoring-Programms als sehr offen und gut organisiert. Nach der Auftaktveranstaltung und einem Kennenlernabend gab es begleitende Seminare beispielsweise zur Gesprächsführung. Mit der Abschlussveranstaltung im Juni ist die gemeinsame Mentoring- Laufzeit ausgeklungen. Eva Maria Schiederer hat dann noch ein Semester, ihr Abschlusssemester, vor sich.
Was sie dann machen wird, weiß sie noch nicht genau. Vom sofortigen Sprung in die Selbstständigkeit rät ihr Mentor Stefan Nowak ab – erst mal solle sie ein paar Erfahrungen sammeln. Und dann antwortet er auch auf ihre Frage: „Solche Aufträge bekommt man nicht als Anfänger. Hier basiert der Auftrag auf einer verlässlichen Geschäftspartnerschaft mit dem Bauträger, die schon seit 20 Jahren besteht“, sagt Stefan Nowak. Wieder ein wertvoller Tipp aus der Praxis für Eva Maria Schiederer.