Future Mobility hautnah erleben

EU-Projekt INTREPID-HEI: Teilnehmende aus Wissenschaft, Industrie, Verwaltung und Gründerszene tauschten sich über Trends und Innovationen aus.

Neue Entwicklungen, neue Konzepte, neue Ideen: Die Zukunft von Mobilität und Stadtentwicklung diskutierten die Teilnehmenden aus Wissenschaft, Industrie, Verwaltung und Gründerszene bei der international besetzten Netzwerk- und Transferveranstaltung Future Mobility. Sie fand an der OTH Regensburg im Rahmen des EU-Projekts INTREPID-HEI statt.

„Dieser Workshop ist eine hervorragende Gelegenheit, Wissen und Ideen zu teilen, über Lösungen zu diskutieren und sich über verschiedene Perspektiven auszutauschen.“ Rund 70 Gäste in Präsenz und viele weitere Online-Zuschauer*innen nahmen diese Einladung an, die Prof. Dr. Oliver Steffens, Vizepräsident für Forschung und Internationalisierung, in seiner Begrüßung formulierte. Eine moderne, nachhaltige Mobilität müsse sowohl auf technologische Lösungen als auch auf gesellschaftliche, städtische und ländliche Lebensbedingungen abzielen. „Ein wahrhaft ganzheitlicher Ansatz, der sich gut für ein Hochschul-Umfeld eignet“, sagte Steffens.

Professoren der Universität Kiew zu Gast

Projektkoordinator Marco Siegl erläuterte, dass der Ausbau von Entrepreneurship- und Innovationskapazitäten an europäischen Hochschulen ein Ziel von INTREPID-HEI ist. Dafür sei Wissenstransfer aus allen beteiligten Ländern notwendig. Die OTH Regensburg hat die Führungsrolle in dem internationalen Konsortium. Siegl freute sich besonders, dass Prof. Dr. Oleg Nedybaliuk und Prof. Dr. Oksana Kovalenko von der Taras Shevchenko National University in Kiew trotz des schrecklichen Krieges in ihrem Heimatland zur Veranstaltung nach Regensburg kommen konnten.

Weitere Gäste kamen von den Projektpartnern Université Clermont Auvergne/Clermont Auvergne Innovation, von der VIVES University of Applied Sciences (Kortrijk, Belgien), Høgskulen på Vestlandet (Bergen, Norwegen), Universitatea „Ovidius” din Constanța (Konstanza, Rumänien) und Škoda Auto Vysoká Škola (Mladá Boleslav, Tschechische Republik) sowie vom Innovationsunternehmen Iceberg Data Intelligence (Bukarest, Rumänien). Darüber hinaus kamen Vertreter der assoziierten Partner Tallinna Tehnikakõrgkool (Tallinn, Estland). Diese planen für Ende 2023 eine weitere Transferveranstaltung und sind zudem einer der Partner der OTH Regenburg bei der beabsichtigten Gründung einer europäischen Hochschule für nachhaltige Mobilität (ERASMove). Online zugeschaltet waren Studierende sowie Vertreter*innen aus Industrie, Politik und Wissenschaft, darunter auch Beteiligte des europäischen Fördergebers European Institute of Technology & Innovation (EIT) Urban Mobility.

Mobilitätskonzepte für ländliche und städtische Gebiete

Die Veranstaltung Future Mobility hatte zunächst anschauliche Beispiele aus dem Bereich der urbanen Mobilität zu bieten und bat viel Platz für Fragen aus dem Publikum. Gary Harris und Michael Hauck von der PB Consult GmbH referierten zu Smart Mobility Konzepten auf regionaler und internationaler Ebene. Projektmanagerin Anne Häner stellte das vom Cluster Mobility & Logistics an der Regensburger TechBase geleitete EU-Projekt RECIPROCITY vor. Es beschäftigt sich mit innovativen Mobilitätskonzepten für ländliche, innerstädtische und stadtnahe Gebiete – und wie diese an möglichst vielen Orten umgesetzt werden können.

Den wissenschaftlichen Vortrag leitete Prof. Dr.-Ing. Ulrich Briem, Dekan der Fakultät Maschinenbau der OTH Regensburg, mit zahlreichen nationalen und internationalen Beispielen von modernen Seilbahnsystemen im urbanen Raum sowie der Untersuchung der möglichen Integration dieser Technologie in das Verkehrssystem der Städte Regensburg und Kelheim. Das Thema hatte bereits in der Vergangenheit einige öffentliche Diskussionen ausgelöst. So war es auch nicht verwunderlich, dass es diesmal wieder kritische, aber auch achtungsvolle Fragen und Anmerkungen zu dem Vortrag gab. „Wissenschaft schafft Diskussion und dient dazu, erst einmal eine mögliche Perspektive aufzuzeigen“, kommentierte Prof. Dr. Ulrich Briem seine Rolle als Wissenschaftler.

Das Fahrrad für Lieferdienste

Christian Wenzl und Maximilian Kowalski von der Feine Räder GmbH stellten das Cargobike-Sharing Donau Donkeys vor und das Angebot von Lieferdienstleistungen mit Schwerlastenfahrrädern, das in Regensburg bereits etabliert ist und von einigen Händlern als nachhaltige Alternative zur motorisierten Auslieferung genutzt wird. Zum Abschluss des Themenblocks präsentierte Dr. Nils Weiß die dissecto GmbH. Das in der TechBase ansässige Start-up beschäftigt sich mit Embedded- und Hardware-Security in der Automobilindustrie. Ein brandaktuelles Thema wegen der wieder ansteigenden Zahl von KfZ-Diebstählen in Deutschland.

Nachhaltige Mobilität mit erneuerbaren Energien

Die OTH Regensburg hatte für alle Teilnehmenden ein Mittagessen organisiert, bei dem sich Gäste und Vortragende austauschen und Ausstellungsfahrzeuge begutachten konnten. Neben einem Lastenfahrrad der Feine Räder GmbH war das das elektrische Lieferfahrzeug UME der IDEENION Automobil AG aus Gaimersheim (Landkreis Eichstätt). Das stellte Marko Konta zudem in einem Vortrag vor. Wie gut der Autonomous People Mover „Emilia“ im Gewerbepark ankommt, darüber informierte Christian Barth von der das Stadtwerk Regensburg.Mobilität GmbH.

Einen inspirierenden Vortrag hielt Prof. Dr. Michael Sterner (Fakultät Elektro- und Informationstechnik) zur nachhaltigen Mobilität mit erneuerbaren Energien. Die anschaulichen Ausführungen zu Energiespeichersystemen, Mobilitätswandel, zur Effizienz verschiedener Antriebssysteme sowie ein Vergleich unterschiedlicher Transportsysteme beeindruckten die Zuhörerschaft. Heinz Mitterbacher von der Linde GmbH (Linde Engineering Werk Schalchen) gewährte einen technisch tiefen Einblick in Liquid Hydrogen (LH2) Trailer, die zum Transport von flüssigem Wasserstoff auf Straßen eingesetzt werden. Die Plattform für Start-ups nutzten Christian Teichgräber (campimo, innovative Campingentwicklungen) und Stephan Röß von der AI-Charge Technologies GmbH, die nachhaltige Wallboxen und Ladestationen für bidirektionales Laden von Elektrofahrzeugen entwickelt.

Die nächste Netzwerk- und Transferveranstaltung des Projekts INTREPID-HEI findet am 14. März 2023 in Bergen (Norwegen) mit dem Dachthema Circular Economy zum Auftakt des regionalen Klimafestivals Varmere Våtere Villere statt.

INTREPID-HEI: Die Abkürzung steht für „International Capacity Building in InNovation, Transfer and Entrepreneurship with focus on ShaRed Expertise in Higher Education Institutions”. Die EU fördert das Projekt aus dem Programm EIT HEI Initiative (Innovation Capacity Building for Higher Education) über zwei Jahre mit rund 1,2 Millionen Euro sowie zusätzlichen Mitteln für den ukrainischen Projektpartner Taras Shevchenko National University of Kyiv.