Schon bei der Planung der Lehrveranstaltung wurde klar, dass diese umfassende Einblicke in das musikalische Brauchtum unterschiedlicher Regionen der Tschechischen Republik anhand von Liedern und Volkstänzen bieten würde. Landesgeschichte und Volkskunde wurden mit zahlreichen Videos und Liedbeispielen behandelt, doch auch die Studierenden selbst wurden aktiv eingebunden ins Singen, Tanzen und Instrumentalspiel.
Innerhalb von nur neun Tagen, die der Musikethnologin und Pianistin von der Faculty of Education der Brünner Masaryk Universität Prof. Dr. Judita Kucerová für ihre Lehrveranstaltung an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) zur Verfügung standen, konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen kulturellen Überblick zu Böhmen, Mähren und weiteren Regionen erarbeiten. Zudem eruierten sie didaktisch-methodische Möglichkeiten, wie man das Liedgut sowie die Tänze vermitteln könnte. Am Ende konnten einige musikalische Ergebnisse präsentiert werden.
Großes historisches Interesse der Studierenden
Während des Seminars waren die Instrumententypen, Textinhalte, die Herkunft der Lieder, die historische Einordnung, musiktheoretische und interpretatorische Aspekte Gegenstand der Diskussionen mit den Studierenden, deren Fokus hauptsächlich darin liegt, über musikalische und tänzerische Elemente Zugang zu Zielgruppen zu erhalten und musikpädagogisch zu wirken. Die Gastwissenschaftlerin freute sich über das historische Interesse der Studierenden: „Wir haben oft über die Bedeutung der Liedtexte diskutiert und ich wurde immer wieder aufgefordert, von der Geschichte Böhmens zu erzählen“, berichtete sie am Ende der Lehrveranstaltung.
Prof. Dr. Kucerová besuchte selbst auch einige Lehrveranstaltungen von Prof. Renate Kühnel und Prof. Dr. Christian Zürner, um sich an der OTH Regensburg über die Verbindung von Sozialer Arbeit und Musik und Bewegung zu informieren. Eine sehr gute Gelegenheit bot dazu ihre Teilnahme am Kulturabend des Studiengangs Musik- und bewegungsorientierte Soziale Arbeit, an dem studentische künstlerische Projekte gezeigt wurden. Besonders positiv fiel Dr. Kucerová dabei das Engagement, der soziale Zusammenhalt und das Niveau der Studierenden auf.
Gespräche über die bayerisch-tschechische Zusammenarbeit
Des Weiteren umfasste ihr Programm Besuche beim Dekan der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften Prof. Dr. Carl Heese sowie bei Dr. Wilhelm Bomke, dem Leiter des Akademischen Auslandsamts, und beim Vizepräsidenten für Internationales Prof. Dr. Thomas Fuhrmann. In allen Gesprächen wurde der Abschluss eines „Erasmus+ Interinstitutional agreement between programme countries“ erörtert und ein Vertragsentwurf erarbeitet.
Alle Beteiligten waren sich einig, dass gerade die bayerisch-tschechische Zusammenarbeit aufgrund eines von vielen Gemeinsamkeiten gekennzeichneten Kulturraums ein ganz besonderes Ziel sein kann. Eine Studentin der Lehrveranstaltung brachte dies sehr treffend zum Ausdruck: „Die kulturelle Nähe zur Tschechischen Republik und die Ähnlichkeiten der Volksmusik sowie der Tanzformen sind erstaunlich. Schade, wie wenig wir voneinander wissen – kulturell wie politisch.“ Deswegen fand auch ein Treffen mit dem Leiter des Koordinierungszentrums Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch Tandem, Thomas Rudner, und der Projektmanagerin der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur Radka Bonacková statt, um weitere Optionen einer Kooperation auszuloten.
Während ihres Aufenthalts an der OTH Regensburg hat es sich Prof. Dr. Kucerová als erfahrene Chor-Expertin mit vielen Auftritten im In- und Ausland nicht nehmen lassen, den Chor der Regensburger Domspatzen im Dom live singen zu hören. Die Gastwissenschaftlerin hatte einen sehr engen Zeitplan und schätzte insbesondere auch die Möglichkeiten der Bibliothek der OTH Regensburg.
Der Kontakt mit der tschechischen Gastdozentin Prof. Dr. Judita Kucerová kam auf Einladung von Prof. Dr. Schroll-Decker und Prof. Kühnel von der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften zustande. Ihr Aufenthalt wurde aus dem „Professorinnenprogramm II“ gefördert und möglich gemacht.