Als Albert Steber und Bartolomäus Meister im Jahr 1971 als eine der ersten Studierenden an der damaligen Fachhochschule (FH) Regensburg die Hörsäle betraten, waren die meisten Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer der Lehrveranstaltung „Theorieansätze der Didaktik“ unter der Leitung von Prof. Dr. Irmgard Schroll-Decker noch gar nicht geboren. Das wurde den Studierenden bewusst, als sie ihre Geburtsjahre an die im Raum aufgespannte Zeitleiste anbrachten.
Die Idee zum Zeitzeugengespräch entstand in der o.g. Lehrveranstaltung: Die Gruppe suchte ein Thema, das sie als angehende Professionsvertreterinnen und –vertreter bewegte und für das sie bereit waren, ein didaktisches Konzept zu erarbeiten. So entstand parallel zu den theoretischen Grundlagen der Transfer für die eigene Veranstaltung „Zeitzeugengespräch“. Damit sich die Anstrengung nicht nur für die Klausur gelohnt hat, wurde die geplante Veranstaltung auch am 25. Juli 2017 von 16 bis 18 Uhr im Hörsaal 307 an der Fakultät durchgeführt. Die Studierenden übernahmen arbeitsteilig verschiedene Aufgaben, die von der Raumgestaltung und Bewirtung über die Visualisierung bis zu Interviewfragen und die Berichterstattung reichten.
„Damals war man noch weit vom Thema Inklusion entfernt"
Beim regen Austausch der jetzigen Studierenden und der Vertreter der ersten Stunde kamen interessante Aspekte zu Tage. So gab es früher weder den Titel: „Dipl.-Sozial-Päd.“ noch den „Bachelor of Arts“. „Damals lautete der Abschluss graduierter Sozialpädagoge, auf Antrag konnte man zum Sozialpädagogen (FH) nach-diplomiert werden“, wusste Meister zu berichten. Das Studium dauerte acht Semester, zwei davon waren Praxissemester, die man in unterschiedlichen Einrichtungen ableisten konnte.
Steber blieb nach einem Praktikum in der Behindertenhilfe haften und arbeitete bis zu seiner Rente im Sonderpädagogischen Zentrum in Offenstetten. Dass er in den späten 70er Jahren ein Leuchtturmprojekt startete, erwähnte er eher beiläufig. „1976 habe ich bei einem Modellversuch behinderte Kinder in einen normalen Kindergarten integriert“, erklärte Steber. Bayernweit war er nicht nur der einzige Freizeit- und Integrationspädagoge, sondern auch der erste Sozialpädagoge, der behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammenbrachte. „Damals war man noch weit vom Thema Inklusion entfernt. Heute hat das Thema eine gesellschaftliche Akzeptanz“, so Steber.
Praxisorientierter "Zehnkämpfer"
Anders als andere Studiengänge beinhalte die Soziale Arbeit, damals wie heute, einen Koffer an Methoden und sei sehr praxisorientiert, um im Berufsleben Menschen professionell helfen zu können. „Die Soziale Arbeit ist kein Aschenputtel sondern vielmehr ein Zehnkämpfer und breit aufgestellt, um Hilfe zur Lebensgestaltung anbieten zu können“, erklärte Meister. „Ein Sozialpädagoge ist ein Begleiter auf einem Stück Lebensweg, der den Betroffenen Mut, Stärke und das Gefühl vermittelt, du bist wichtig!“, ergänzte Steber.
Die vier Schwerpunktvertiefungen seien mit Rehabilitation, Resozialisierung, Erwachsenenbildung, Jugendhilfe fast gleich geblieben, neu seien die Möglichkeiten, spezifischer medial, künstlerisch und mit Musik und Bewegung zu arbeiten, wie dies im Studiengang Musik- und bewegungsorientierte Soziale Arbeit der Fall sei. Im Gegensatz zu früher habe sich allerdings der Frauenanteil im Studium fast verdoppelt.
Den Abschluss des Gesprächs bildete ein kurzes Resümee der Zeitzeugen unter der Überschrift „Was bleibt?“ „So bunt und vielfältig wie das Leben ist, so bunt und vielfältig sind auch die Aufgaben der Sozialen Arbeit“, gab Steber den Studierenden mit auf den Weg. Mit der Aussage „Die Arbeit mit Menschen wird immer wichtig sein, daher wird die Soziale Arbeit auch in Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen“, öffnete Meister einen optimistischen Ausblick auf das Berufsleben.