Das von der Europäischen Union geförderte Projekt "Constructing an Alliance for Value-driven Cybersecurity", kurz: CANVAS, beruht auf einem Konsortium, das sich aus elf Partnerinstitutionen aus sieben europäischen Ländern zusammensetzt.
Mit dabei auch die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH Regensburg), wobei die Leitung Prof. Dr. Karsten Weber, Ko-Leiter des Instituts für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST), innehat. Das Konsortium verfolgt das Ziel, einen nachhaltigen inter- und transdisziplinären Diskurs zwischen verschiedenen Stakeholdern rund um eine wertebasierte Cybersicherheit zu fördern.
Wichtiger Teil dieses Dialogs sind Workshops zu den drei Anwendungsdomänen, die in CANVAS berücksichtigt werden: der Gesundheitsbereich, das Finanzwesen und die Strafverfolgung beziehungsweise nationale Sicherheit. Nach gesundheitsbezogenen Workshops in Genf und Zürich war der "Workshop on Ethics and Cybersecurity in Health Care", der am 24. und 25. April 2018 in den Räumen der TechBase stattfand, die dritte und in puncto Teilnehmerzahl auch größte Veranstaltung. Organisiert wurde die Tagung in Kooperation mit dem Netzwerk Internet und Digitalisierung Ostbayern (INDIGO), dem Bayrischen IT-Sicherheitscluster e. V. und dem Zentrum Digitalisierung Bayern (ZD.B).
Im Spannungsfeld zwischen Cybersicherheit und Ethik
Eingeläutet wurde die Veranstaltung durch Prof. Dr. Klaudia Winkler, Vizepräsidentin der OTH Regensburg, gefolgt von einem Grußwort von Peter Steiert vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sowie einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Karsten Weber. Zudem stellte der CANVAS-Projektkoordinator Dr. Markus Christen von der Universität Zürich das Projekt vor.
Nach der Begrüßung beleuchteten ausgewiesene Expertinnen und Experten das Spannungsfeld von Cybersicherheit und Ethik aus verschiedenen Perspektiven: Corina Scheiter (Referat technischer und organisatorischer Datenschutz für den Bereich Gesundheit und Soziales beim Bayerischen Landesbeauftragten für Datenschutz) hielt den Eröffnungsvortrag, Prof. Dr. Dirk Heckmann (Universität Passau) befasste sich mit der rechtswissenschaftlichen Perspektive auf Vernetzung und Automatisierung.
Von seinen Erfahrungen über Cybersicherheit, Datenschutz und Ethik in der klinischen Praxis berichtete der Konzerndatenschutzbeauftragte David Koeppe (Vivantes GmbH), bevor Dr. Christoph Götz (Leiter der Gesundheitstelematik der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern) die verschiedenen Herausforderungen der Telemedizin und praktische Lösungsansätze thematisierte. Schließlich befasste sich Prof. Dr. Dr. h.c. Manfred Broy (Zentrum Digitalisierung Bayern) mit den ethischen Fragen, die sich allgemein bei der Digitalisierung in der Medizin stellen.
Die Vorträge wurden begleitet von Fragen aus dem Plenum, die grundsätzliche Diskussionen über Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung des Gesundheitswesens entfachten.
Verleihung des eCare-Preises
Die Verleihung des eCare-Preises der Integrata-Stiftung stellte den letzten inhaltlichen Programmpunkt des ersten Tages dar. Michael Mörike, Vorstand der Integrata-Stiftung, erläuterte zunächst die Stiftungsarbeit, danach stellten die Preisträgerinnen ihre prämierten Arbeiten vor und zuletzt hielt Prof. Weber als Fachbeirat der Stiftung eine Laudatio.
Die diesjährigen Preisträgerinnen sind Janina Breßler von der Technischen Hochschule Wildau sowie Sandra Hobelsberger und Eva Wegerer von der Hochschule Augsburg, die für herausragende Abschlussarbeiten zur humanen Nutzung von Informationstechnologie in der Pflege ausgezeichnet wurden. Mit einem Stehempfang und kleinem Imbiss klang der erste Tag des Workshops aus.
Fachwissenschaftlicher interdisziplinärer Austausch
Am zweiten Tag des Workshops stand der fachwissenschaftliche Austausch, der in sechs Sessions organisiert wurde, im Vordergrund. Jeweils parallel liefen mHealth und Pflegetechnik und altersgerechte Assistenzsysteme, digitale Implantate und EGK und EPA sowie kritische Infrastrukturen und Big Data in Health Care. In jeder Session stellten zwei Vertreterinnen beziehungsweise Vertreter aus Wissenschaft und Praxis Fallbeispiele vor, die nach den Präsentationen – und nicht selten darüber hinaus – breit diskutiert wurden. Moderiert wurden die Sitzungen von Session Chairs, die zum Abschluss der Tagung die wichtigsten Inhalte der Präsentationen und Diskussionen für alle Teilnehmenden zusammenfassten.
Parallel zu den Vorträgen wurden von Prof. Dr. Dominik Herrmann (Universität Bamberg) Videos für den im Rahmen des CANVAS-Projekts geplanten Massive Open Online Course (MOOC) aufgenommen. Darin stellten einige der Referentinnen und Referenten sowie der Session Chairs konkrete Szenarien vor, anhand derer Studierende ethische Aspekte von Cybersicherheit diskutieren werden.
Die inhaltlichen Diskussionen um verschiedene Konfliktfelder wurden in den Pausen lebhaft weitergeführt; die Tagung ermöglichte einen interessanten interdisziplinären Austausch und eine Vernetzung verschiedener Stakeholder, die – hoffentlich über die Veranstaltung hinaus – den wichtigen Diskurs um wertebasierte Cybersicherheit im Gesundheitsbereich weiterführen werden.
Die nächsten CANVAS-Workshops finden am 28. und 29. Mai 2018 in Helsinki und vom 5. bis 7. September 2018 in Bern statt.
Weitere Informationen zur Tagung finden Sie hier. Weitere Informationen zum CANVAS-Projekt finden Sie hier.