Wie Roboter Betroffenen nach einem Schlaganfall helfen können

Am 28. Oktober 2020 stellte das Projektteam den Projektstand von "TePUS: Telepräsenzroboter für die Pflege und Unterstützung von Schlaganfallpatient*innen" im Rahmen der virtuellen Tagung "DeinHaus 4.0 Oberpfalz" vor.

Unter dem Motto "Technik im Alltag – Technik zum Leben" hat die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) am 28. Oktober 2020 die virtuelle Tagung "DeinHaus 4.0 Oberpfalz" veranstaltet. 160 Teilnehmende waren zu dem vierstündigen Programm angemeldet, bei dem es um das Projekt "TePUS: Telepräsenzroboter für die Pflege und Unterstützung von Schlaganfallpatient*innen" ging. In Bayern erleiden jedes Jahr etwa 50.000 Menschen einen Schlaganfall. Bis zu 75 Prozent der Betroffenen leiden den Rest ihres Lebens an den Folgen. Der Erfolg von Pflege- und Rehabilitationsmaßnahmen ist auch davon abhängig, ob nach stationärem Aufenthalt eine lückenlose Anschlussversorgung, insbesondere im ländlichen Raum, gewährleistet werden kann. Das von Prof. Dr. Karsten Weber, Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung an der OTH Regensburg, geleitete Projekt TePUS, bei dem mehrere Labore des Regensburg Center of Health Sciences and Techology (RCHST) interdisziplinär zusammenarbeiten, adressiert den häuslichen Einsatz von Telepräsenzrobotern. Ziel ist es, Machbarkeit, Akzeptanz und Wirkung bedarfsorientierter technischer Assistenzsysteme für die Versorgung von Betroffenen zu untersuchen. Zentrales Interesse ist, ob Telepräsenzroboter dazu einen Beitrag leisten können.

Auf der Tagung wurde das vom Freistaat Bayern mit mehr als 2,5 Millionen Euro geförderte Projekt ausführlich vorgestellt. Zu Beginn gratulierte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml in ihrem Video-Grußwort dem Projekt-Team für den Weitblick, mit dem das Thema ausgewählt worden sei, denn in Zeiten der Corona-Pandemie sei moderne Unterstützungstechnik umso wichtiger. Huml weiter: „Im ländlichen Raum sind die Entfernungen zwischen den Patienten und der medizinisch-pflegerischen Versorgung meistens größer, sodass der Nutzen einer digitalen Kommunikation noch mehr auf der Hand liegt.“

Inzwischen ist im Projekt TePUS ein wichtiger Meilenstein erreicht: Die mit Monitoren ausgestatten Assistenzsysteme sind nun technisch mit den entsprechenden Applikationen versehen und können in die Erprobungsphase starten. Konkret werden sie an rund 100 Betroffenen erprobt. Über einen Zeitraum von sechs Monaten sollen auf diese Weise Daten etwa zu Praxistauglichkeit sowie Nutzerakzeptanz erhoben werden. Die mobilen Assistenzroboter sollen beispielsweise mittels Videofunktion in allen Bereichen der Therapie und für Sozialkontakte eingesetzt werden können. Eines der Assistenzsystemmodelle kann sich autonom fortbewegen und den Patient*innen über Sensoren innerhalb der Wohnung folgen. Außerdem können die Roboter mit Geräten wie etwa Blutdruckmessern kombiniert werden. „Wir erwarten, dass die Geräte zudem einen großen Nutzen auch für andere Patientinnen und Patienten mit sich bringen können“, sagte Prof. Dr. Karsten Weber.

Am Weltschlaganfalltag am 29. Oktober 2020 wird international auf die Erkrankung und ihre Folgen aufmerksam gemacht. Die Kosten für medizinische Versorgung, Rehabilitation, Pflege und Therapie von Menschen nach einem Schlaganfall werden in Deutschland für das Jahr 2025 auf ca. 109 Mrd. Euro geschätzt. Während bei der Akutbehandlung die Teletechnik mittlerweile große Relevanz besitzt – bundesweit gibt es bereits über 20 telemedizinische Netzwerke, in denen insgesamt über 200 neurologische Kliniken miteinander verbunden sind – ist der Einsatz von Telepräsenzrobotern in der Nachsorge noch ein relativ neues Thema.

Prof. Dr. Karsten Weber, Projektleiter TePUS, zeigt mit Monitoren ausgestatte Assistenzsysteme.
Prof. Dr. Karsten Weber, Projektleiter TePUS, zeigt mit Monitoren ausgestatte Assistenzsysteme.
Im Studio: Matthias Walk (links), Moderator der virtuellen Tagung, zusammen mit Prof. Dr. Karsten Weber, Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung der OTH Regensburg.
Im Studio: Matthias Walk (links), Moderator der virtuellen Tagung, zusammen mit Prof. Dr. Karsten Weber, Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung der OTH Regensburg. Fotos: OTH Regensburg/Hilde Wagner