Markus Frenzl ist Professor für Design- und Medientheorie und Studiengangsleiter des Masterstudiengangs Advanced Design an der Hochschule München. Er ist aber auch Designkritiker und publiziert zur Design- und Alltagskultur, zum öffentlichen Designbild sowie zur kulturellen und gesellschaftlichen Relevanz des Designs. Auf Einladung von Professor Jakob Timpe, Studiengangsleitung Industriedesign, war er an die OTH Regensburg zu einem sehr gut besuchten Vortrag gekommen, an dem unter anderem auch die Leiterin des Gestaltungsbeirats der Stadt Regensburg, Sabine Köhler, teilnahm.
Schreiben als Entwurfswerkzeug
Schreiben sieht Markus Frenzl als einen Entwurfsprozess, der erlernt werden kann und geübt werden muss. Für Gestalterinnen und Gestalter sei Schreiben ein Entwurfswerkzeug für ihren Arbeitsprozess. Vorab stellte Frenzl, der sich selbst als „schreibender Designer“ versteht und über 350 Veröffentlichungen in Fach- und Publikumsmedien vorweisen kann, in seinem Vortrag ausgewählte Texte und Beiträge vor. Diese tragen Titel wie „Geliebtes Grau“, „Wer trägt hier schwarze Rollis?“, „Die Sitzgruppe als Seelenzustand“ oder „Wie klingt ein neuentworfener Staubsauger?“ und sind oftmals ein bewusstes Gegengewicht zur vielfach oberflächlichen Design-Berichterstattung. Seine Kolumnen der Reihe „Designerglück“, die fast ein Jahrzehnt hinweg im Magazin „Design Report“ publiziert wurden, wurden 2019 als Buch veröffentlicht.
Hier schreibt Frenzl beispielsweise, dass sich Designerinnen und Designer immer häufiger in den sozialen Netzwerken bei Journalisten und Magazinen für eine Berichterstattung bedanken. Eine schöne Geste der Wertschätzung journalistischer Arbeit, könne man denken, doch werde im netten Dank auch eine Nähe sichtbar, die noch vor ein paar Jahren als bedenklich gegolten hätte. Facebook, Twitter und Instagram würden alle zu Freunden machen und so die letzten Distanzen, die für eine glaubwürdige Berichterstattung nötig seien, auflösen. Markus Frenzl bedauerte, dass sich viele schon damit abgefunden hätten, dass mit dem Wandel der Medienwelt auch die Kritik schleichend aus dem Designkosmos verschwunden sei. „Das ist keine einfache Zeit für unabhängigen Designjournalismus, abseits von Influencer*innen und gesponserten Inhalten durch große Firmen“, so sein Resümee.
Sinkende Bedeutung von Fachmagazinen
Frenzl bedauerte auch, dass Designjournalismus oftmals eine unrühmliche Rolle bei der Verflachung von Inhalten und der Kommerzialisierung des Journalismus trage. Dem Wandel in der Medienwelt sei es geschuldet, dass man heute als Journalist*in nicht mehr selbst zur Möbelmesse in Mailand fahre – zu teuer, zu zeitaufwändig. „Man schaut sich an, was Blogger*innen schreiben und daraus wird dann ein eigener Beitrag erstellt“, so ein Beispiel des Referenten. Einen Grund in dieser Entwicklung sieht Frenzl in der immer schlechter werdenden Bezahlung von Journalistinnen und Journalisten. Er forderte: „Wir müssen uns auch in der Designausbildung mit dem Wert und der Finanzierung von Designjournalismus befassen und dabei Unternehmen, Publikumsmedien und Öffentlichkeit einbinden!“
„Soll man als Gestalter*in bereits beim Design daran denken, ob am Ende ein medientaugliches Bild entstehen kann?“ fragte Markus Frenzl sein Auditorium provokant. Denn seiner Ansicht nach sei es ein Phänomen der letzten Jahre, dass gerade das, was grafisch beeindruckend mithilfe eines Fotos wiedergegeben werden kann, von den Redaktionen bzw. Medien aufgegriffen werde. Auch diese Entwicklung sieht der Professor kritisch, ebenso wie die sinkende Bedeutung von Fachmagazinen aus dem Designbereich – habe doch gerade dort in früheren Zeiten auch eine kritische Diskussion zu Designthemen stattgefunden.
Denkanstöße für die anwesenden Studierenden
Trotz alledem: Sprache und Schreibkompetenz beurteilt Markus Frenzl auch für Designerinnen und Designer als wichtig. Seine Thesen lauten: Sprache ist ein stabiles, lang erprobtes Werkzeug bei der Erzeugung von Bildern und Schreiben ist ein unverzichtbares Tool für Designforschung, Designwissenschaften, die Entwicklung von Konzepten und Zukünften. Und er zitierte auch den einflussreichen Graphiker des heutigen Japans, Ken’ya Hara: „Verbalization design is another act of design“.
Bei Professor Frenzl hat sich die schriftstellerische Arbeit auch auf seine Tätigkeit als Hochschulprofessor ausgewirkt. So hat er beispielsweise an der Hochschule München die Lehrredaktion „Designkritik“ gegründet und das DING-Magazin entwickelt. Der generalistische Studiengang Advanced Design ist auf die kritische Auseinandersetzung mit Design im gesellschaftlichen Kontext spezialisiert.