Durch das stetige Wachstum von Einwohnerzahlen, Verkehrsaufkommen und benötigtem Wohnraum steht Regensburg, insbesondere als UNESCO-Welterbestadt, vor großen Herausforderungen. Die Anforderungen an Wohn- und Mobilitätskonzepte, die sowohl nachhaltig sind als auch zur Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger beitragen, benötigen neue Lösungswege.
Die Vortragsreihe „Offene Hochschule“, organisiert vom Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST) der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) im Rahmen des OTH-Forschungsclusters „Ethik, Technologiefolgenforschung und Nachhaltige Unternehmensführung“ und in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) Regensburg nahm die Gelegenheit zum Anlass, der Frage „Wie möchten wir leben?“ nachzugehen und neue Konzepte für Wohnen und Mobilität in Regensburg durch Experten aus Wissenschaft, Praxis und Verwaltung vorzustellen.
Neue Konzepte für Wohnen und Mobilität
Im Eröffnungsvortrag am 9. April 2018 thematisierte Armin Mayr vom Amt für Stadtentwicklung die Wohnsituation in Regensburg, wobei nicht nur der schwierige Ist-Zustand durch schnell wachsende Bedarfe an Wohnraum und zugehöriger Infrastruktur, sondern auch die geplanten Lösungen vorgestellt wurden, so etwa Wohnbauoffensiven, Mietpreisbremsen und die Erschließung und Vermarktung stadteigener Flächen. Als Beispiel für eine Umsetzung verschiedener Lösungskonzepte wurde die Nibelungenkaserne vorgestellt.
Von Smart City bis Sharing Economy
Dr. Matthias Segerer von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Regensburg stellte am 16. April 2018 das Konzept der „Smart City“ vor, in der die Vernetzung verschiedener Bereiche eine zentrale Rolle spielt: Von intelligenten Häusern über vernetzte Verkehrssysteme bis hin zu digitaler Verwaltung ist alles denkbar und, zumindest in einigen Fällen, schon im Begriff der Umsetzung. Allerdings setzt dies eine breite digitale Infrastruktur voraus, die es erst einmal aufzubauen gilt; nicht zuletzt stellen sich bei der sich ergebenden Datenmenge auch drängende Datenschutzfragen.
Maximilian Lukesch von der Universität Regensburg referierte am 7. Mai 2018 über das Konzept der „Sharing Economy“, das die Veränderung klassischer Geschäftsmodelle durch die Nutzung digitaler Plattformen beschreibt. Dies fördert einerseits den nachhaltigen Aspekt des Teilens: Statt eine Bohrmaschine für wenige Anwendungen zu kaufen, kann sie von einer Person ausgeliehen werden, die dafür keine Verwendung mehr findet. Auf der anderen Seite führt die Professionalisierung solcher Plattform-Dienstleistungen (z. B. Car-Sharing über Uber oder Wohnraumvermietung über Airbnb) und die erhoffte Gewinnmaximierung für die Anbietenden zu weitreichenden gesellschaftlichen Problemen.
Im letzten Vortrag der Veranstaltungsreihe am 28. Mai 2018 stellte Prof. Dr. Oliver Steffens von der OTH Regensburg neue Ideen für traditionelle Wohnquartiere am Beispiel der Margaretenau vor. Bei Modernisierungsprojekten müssen angesichts der angespannten Wohnungsmarktsituation und des Klimawandels soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt werden; bei historischem Baubestand muss zudem die architektonische Integrität berücksichtigt werden. Ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaft, Industrie und Stadtverwaltung arbeitet aktuell am vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt „MAGGIE“ an einer möglichen Umsetzung dieser Ansprüche.
Großes Interesse der Regensburger Bevölkerung an neuen Ideen
Die Frage „Wie wollen wir leben?“ hat viele Regensburgerinnen und Regensburger angesprochen: Die Veranstaltungsreihe war an den Montagabenden trotz der Konkurrenz des schönen Frühlingswetters mit je 50 bis 80 Leuten sehr gut besucht. Zudem konnte bei Teilnahme an allen vier Veranstaltungen ein Teilnahmezertifikat erworben werden.
Das Publikum stellte interessierte und oft bereits sehr informierte Fragen zur Entwicklung ihrer Stadt und den vorgestellten Konzepten. Die rege Teilnahme ließ erkennen, wie hoch der Bedarf an einer öffentlichen Diskussion um die zukünftige Ausgestaltung der Wohn- und Mobilitätskonzepte ist. Die Veranstaltungsreihe „Offene Hochschule“, die bereits im fünften Jahr organisiert wurde, will auch im folgenden Jahr dabei unterstützen.