Den ganzen Arbeitstag lang durch Facebook surfen – wofür die meisten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen eine Abmahnung oder gar die Kündigung bekommen würden, ist dort, wo Maria Hollweck, Absolventin der Wirtschaftsinformatik der OTH Regensburg, jetzt arbeitet, nahezu Pflicht: In der Facebook-Zentrale im kalifornischen Menlo-Park ist die 23-Jährige seit Oktober als Software-Engineer angestellt.
Die USA sind für Maria Hollweck bekanntes Terrain: Ein Studienjahr verbrachte sie an der Columbia University in New York. Während ihres Bachelorstudiums konnte die ausgebildete Fachinformatikerin von sich reden machen: 2013 erhielt sie den Josef-Stanglmeier-Preis, 2014 ein Stipendium des Anita Borg Instituts für die Grace Hopper Celebration und 2016 war sie Mitinitiatorin des ersten Hackathons der OTH Regensburg. Nebenbei ist sie erfolgreiche Begründerin der Initiative „Girls can do IT“.
Frage: Als Sie vor zwei Jahren das Stipendium für die Grace Hopper Celebration erhielten, hatten Sie damals auch die Gelegenheit, Sheryl Sandberg, Facebook-Geschäftsführerin, persönlich kennenzulernen. Hat sich daraus auch ihr jetziger Job bei Facebook ergeben?
Hollweck: Nein, ich habe mich wie jeder andere auch normal bei Facebook beworben. Allerdings habe ich durch Sheryl erkannt, wie sehr sich Facebook für die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einsetzt und versucht, eine gleichberechtigte Umgebung zu schaffen. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin muss zum Beispiel am Anfang einen Kurs zum Thema „unbewusste Wahrnehmung“ machen, in dem es darum geht, wie sehr wir Menschen anhand des Geschlechts unterbewusst beurteilen und in eine Kiste stecken.
Frage: Seit wann haben Sie den Job und wann haben Sie Ihr Studium an der OTH Regensburg abgeschlossen?
Hollweck: Ich habe im Oktober 2016 bei Facebook angefangen und mein Studium habe ich im Februar 2016 abgeschlossen. Ich musste leider bis Oktober warten aufgrund meines Visums für die USA.
Frage: Welche Aufgaben haben Sie nun bei Facebook?
Hollweck: Mein Titel ist ganz klassisch „Software Engineer“ und meine tägliche Aufgabe besteht zu 75 Prozent aus Programmieren und Software kreieren, unter anderem auch Feedback an Designer und Produkt Manager.
Frage: Wie sieht Ihr täglicher Arbeitsalltag aus?
Hollweck: Oh, ich würde sagen, dass es sehr wenige Firmen gibt - egal ob in den USA oder in Deutschland -, die so arbeiten wie Facebook. Mark Zuckerberg setzt sich sehr für eine offene Kultur innerhalb der Firma ein, somit wird jeder von Anfang an geduzt. Was ich besonders gerne mag, ist die Akzeptanz aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Ganz egal, was man vorher gemacht hat, aus welchem Land man kommt oder wie alt man ist - jeder hier ist Teil der Facebook-Familie und wird als Teammitglied geschätzt. Das gilt auch für Praktikanten und Praktikantinnen. Was ich sehr angenehm finde, ist, dass man sich um nichts sorgen muss. Man bekommt kostenloses Essen, kann nach der Mittagspause ins Facebook-Fitnessstudio oder könnte sogar im „Wood Shop“ das ein oder andere Kunstwerk anfertigen! Aber es ist auch viel Arbeit. Eine Firma wie Facebook erwartet im Gegenzug natürlich smarte (nicht harte) Arbeit von allen Angestellten. Außerdem sind wir den ganzen Tag auf Facebook: Welche andere Firma macht das schon?
Frage: An der OTH Regensburg waren Sie sehr engagiert, zum Beispiel als Mitinitiatorin des ersten Hackathons der OTH Regensburg und als Begründerin der Aktion „Girls can do IT“. Bleibt neben der Arbeit bei Facebook weiterhin Zeit für diese Art von Engagement?
Hollweck: Momentan habe ich nicht viel Zeit für Ehrenämter. Ich muss mich erst mal um eine Wohnung etc. kümmern. Aber gerade in San Francisco gibt es großartige Möglichkeiten, den Obdachlosen zu helfen, und das würde ich sehr gerne machen. Ich versuche außerdem, lokale Coding-Programme zu unterstützen, um mehr junge Frauen fürs Programmieren zu begeistern.
Frage: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Hollweck: Puh, gute Frage! Ich bleibe jetzt erst mal für eine Weile in Kalifornien und wenn mich das Heimweh zu sehr plagt, dann komme ich wieder zurück nach Europa. Momentan kann ich mir nicht wirklich vorstellen, für ein traditionelles deutsches Unternehmen zu arbeiten. Daher würde ich lieber einem Startup beitreten oder noch besser selbst gründen, falls ich in den kommenden Jahren eine passende Idee entwickle. Zur Regensburger Dult will ich es allerdings jedes Jahr schaffen!