Ursachen für medizinische Über- und Unterversorgung

Prof. Dr. David Klemperer von der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH Regensburg ist als einziger deutscher Wissenschaftler an einer Serie der englischen Fachzeitschrift Lancet beteiligt.

Zu viel und zu wenig kennzeichnet die Medizin in vielen Ländern. Zum Beispiel gibt es zu viele Operationen an der Wirbelsäule und zu wenig psychosoziale Abklärung, zu viele Eingriffe an den Herzkranzgefäßen bei chronischen Beschwerden und zu wenig Verschreibung lebensverlängernder Medikamente, zu viel Chemotherapie bei fortgeschrittenem Krebs und zu wenige Gespräche über die Therapieziele und auch zu wenig palliative Versorgung.

Eine vierteilige Serie in der englischen Fachzeitschrift Lancet befasst sich mit der internationalen Situation von Überversorgung (overuse), Unterversorgung (underuse), den Ursachen der Versorgungsmängel und Maßnahmen zur Erhöhung der Versorgungsqualität. 

Als einziger deutscher Wissenschaftler ist Prof. David Klemperer von der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH Regensburg an dieser Serie beteiligt. Er ist Mitautor des dritten Teils und hat hier unter anderem verbreitete Denkmuster analysiert, die zur Überversorgung führen können. Das sind Denkmuster wie: „Eine Krankheit behandeln ist besser als sie nicht zu behandeln“, „Mehr Medizin ist besser als weniger“, „Eine Krankheit früh zu erkennen ist besser als sie später zu erkennen“.

Darüber hinaus legt er dar, dass die biomedizinische Denkweise häufig die Korrektur von abnormalen Befunden zum Ziel hat und dabei der Nutzen für den Patienten aus dem Blick geraten kann – so wird früh erkannter Prostatakrebs häufig mit Operation oder Bestrahlung behandelt, obwohl dies keinen Überlebensvorteil für die betroffenen Männer erbringt im Vergleich zum abwartenden Beobachten.

Die Beiträge der Right Care-Serie sind auf der Webseite von Lancet kostenfrei zugänglich.

Symbolbild: OTH Regensburg
Symbolbild: OTH Regensburg