„Innovation muss nicht die große Entdeckung sein, sondern die ständige Suche nach Verbesserung.“ Das weiß Prof. Dr. Franz Kreupl, der seit über 20 Jahren in der Forschung tätig ist. Heute ist er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Erlus AG und hat eine Professur an der Technischen Universität München inne. Zum erstmals stattfindenden Innovationswettbewerb der Erlus AG an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) motivierte er durch seinen Gastvortrag nicht nur die Studierenden zum andauernden Forschungsdrang.
Heute sehen die Menschen in vielen Innovationen eine Selbstverständlichkeit, meint Kreupl. Das Wunderstück „Smartphone“ - ein Supercomputer - finde er als große Errungenschaft: „Wenn es nach mir ginge, müssten Sie jeden Tag in der Früh eine Schweigeminute einhalten.“ Solch eine Technologie wäre vor 20 Jahren vielleicht möglich gewesen, aber für den Transport dieses Computers hätte ein Lastwagen zur Verfügung stehen müssen, so der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. „Es war eine inkrementelle Verbesserung, es war keine Revolution“, klärt Prof. Dr. Franz Kreupl auf.
Die innovativen Ideen
Zwei Studenten, Alexander Thumann und Paul Kopp, sowie das Studentinnen-Team Irina Fritzler, Melanie Meier und Jieyu Xiong kamen in die engere Auswahl. Insgesamt drei Ideen konnten anhand einer kurzen Vorstellung dem Publikum und der Jury näher gebracht werden. Trotz schönstem Biergartenwetter empfing Prof. Dr. Wolfgang Kusterle der Fakultät Bauingenieurwesen einige Interessierte im Haus der Technik am Campus der OTH Regensburg zur Preisverleihung des Erlus-Innovationswettbewerbes.
Die Erlus AG hat ihren Sitz in Neufahrn in Niederbayern und ist mit drei weiteren Standorten im Bundesgebiet der führende Hersteller von Dachkeramik und Schornsteinsystemen in Deutschland. Alle Produkte werden in Deutschland hergestellt. Das seit 1842 bestehende Traditionsunternehmen macht sich selbst einer ständigen Entwicklung in ihren Produkten verdient. Ein neuer Durchbruch findet sich in den Dachziegeln „Erlus Lotus Air“ - eine eingetragene Marke des börsennotierten Unternehmens. Wenn Stickoxide und UV-Licht auf die Ziegeloberfläche treffen, beginnt ein Luftreinigungsprozess.
Solchen Innovationen sollten die Studierenden mit dem Aufruf zum Wettbewerb folgen. Paul Kopp, Studiengang Gebäudeklimatik, machte mit dem Thema „Innovatives Fenstersystem zur Verbesserung der Wärmedämmeigenschaften“ den Anfang. Mittels integriertem stauch- und dehnbarem Dämmstoff in Kastenfenstern wollte Kopp erreichen, das größere Fensterfronten etwa durch einzelne abgedämmte Elemente einen weiteren Abschirmeffekt erzielen. Der Clou daran: Die abgedämmten Fenstereinheiten könnten durch Elektrik je nach Bedarf, also manuell, oder durch Voreinstellung, ab einer gewissen Uhrzeit, individuell verschoben werden.
Den zweiten Einfall lieferte Alexander Thumann, Studiengang Architektur, mit einer bereits tausend Jahre alten japanischen Holzkonservierungsmaßnahme - dem sogenannten Yakisugi. Dies bezeichnet die Karbonisierung von bestenfalls Hartholz, also bewusstes Verkohlen der Holzoberfläche, um Schimmelpilzen und Insektenbefall vorzubeugen. Thumann wollte diese alte Methode, welche auch optisch viel zu bieten hat, als probate Alternative zur chemischen Behandlung aufzeigen.
Den Abschluss machten die weiblichen Studierenden Irina Fritzler, Melanie Meier und Jieyu Xiong mit ihrer Idee eines „Recycling-Betons“. Sie rückten Baustoffe in den Vordergrund, die zum Beispiel ihren ersten Einsatz bereits hinter sich haben und eine zweite Chance als recyceltes Material verdient haben. So mischten sie verschiedene Baustoffe, wie rotes Ziegelpulver, Kieselsteine oder zerbrochene Keramik, unter Beton und kreierten charakteristische „Beton-Fliesen“ mit unterschiedlicher Struktur für den Innen- oder Außenbereich.
Die Entscheidung fiel dem Preisgericht der Erlus AG nicht leicht, dennoch entschieden sie sich klar für das dritte Team und demnach für den Beton mit recycelten Materialien. „Aus verbrannten Scherben etwas Neues machen“, so bezeichnete Dr. Alexander Stoll, Leitung Entwicklung der Erlus AG, die Ausarbeitung und sprach hierbei auch die aktuell herrschende Diskussion der Nachhaltigkeit an. Stoll könne sich auch vorstellen, „zusammen etwas zu machen“. Das Team um den „Recycling-Beton“ erfuhr eine Auslobung von 1000 Euro.
Platz zwei erreichte Paul Kopp mit seiner Idee eines zusätzlich gedämmten, frei versetzbaren Fenstersystems. Auch dies treffe den heutigen Nerv, wenn es um Energieeinsparung geht, so Erlus-Entwickler Stoll. 750 Euro für den Bachelor-Studenten Kopp. Alexander Thumann erhielt 500 Euro und somit den dritten Preis für seine Haltbarmachung von Holz. Imponiert habe der Jury, dass Thumann ein bewährtes Verfahren aufleben ließ. Vorstand Peter Hoffmann lobte die Studierenden und gab ihnen etwas mit auf den Weg: „Bleiben Sie neugierig, bleiben Sie interessiert!“