Studierende diskutieren Literatur mit Regensburgern

Zwischen 28. April und 6. August 2016 haben in Regensburg zahlreiche Veranstaltungen stattgefunden, mit dem Ziel dazu beizutragen, den Inhalt eines Buches zum Stadtgespräch zu machen. Eine Aktionsgruppe hat sich auf das Buch „Glückskind“ von Steven Uhly festgelegt, das zahlreiche Anknüpfungspunkte für soziale, kulturelle, gesellschaftliche, aber auch ökonomische Themen bietet.

Auf Anfrage einer Initiatorin der Aktion und Mitglied des inzwischen gegründeten gemeinnützigen Vereins „REGENSBURG LIEST e.V.“ wurde die Idee von Prof. Dr. Christian Zürner und Prof. Dr. Irmgard Schroll-Decker, beide Lehrende an der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, aufgegriffen und mit unterschiedlichen Methoden für verschiedene Zielgruppen umgesetzt.


Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Kulturelle Erwachsenenbildung“ von Prof. Dr. Christian Zürner entwickelten Studierende zwei Bildungsveranstaltungen im Literaturcafé Regensburg. Dabei wurde neben dem Inhalt des Romans „Glückskind“ vor allem auch die Kunstform Literatur selbst thematisiert und diskutiert: Wann und warum werden soziale, ethische oder politische Inhalte literarisch verarbeitet? Was unterscheidet solche literarisch-ästhetischen Texte von wissenschaftlichen Fokussierungen entsprechender Problemfelder? Welche öffentliche Bedeutung kommt der Literatur zu? Diese Fragen wurden an den beiden Juli-Abenden im Literaturcafé Regensburg mit dem interessierten Auditorium intensiv diskutiert.

   
„Einen Roman als Workload in der vorlesungsfreien Zeit im Februar/März zu lesen, ist eine während des Studiums bisher noch nicht da gewesene Aufgabe“, so lautete der Tenor der Rückmeldung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lehrveranstaltung von Prof. Dr. Schroll-Decker, deren Inhalt Fragen zur Didaktik der Erwachsenen- und Weiterbildung war. Die Aufgabe der Studierenden war es, in vier Untergruppen jeweils eine Veranstaltung für eine frei gewählte Zielgruppe zu erarbeiten. Am Beispiel „Regensburg liest ein Buch“ konnten makro- und mikrodidaktische Fragen, Fragen zum Lernort, Fragen zum Vorgehen, zur Auswahl von Texteinheiten und vieles mehr behandelt werden. Am Ende der Lehrveranstaltung gab es je eine Lehrskizze zu vier Veranstaltungen und auch die Klausur enthielt eine Frage zur Aktion.


Eine Veranstaltung im Juli fand im Jugend-und Familienzentrum statt. Den Studierenden war wichtig, das Stadtgespräch an Orte zu bringen, an denen Menschen leben, die vom Mainstream der Aktionen nicht erreicht werden können: Menschen in Seniorenwohnheimen zum Beispiel, die zum Thema „Glückskind sein“ etwas beitragen und von gelingender Nachbarschaft ebenso berichten können wie von Vereinsamung. Die Studierenden waren für die Bewohnerinnen und Bewohner nach einer kurzen Aufwärmphase gute Zuhörerinnen und Zuhörer. Die Lese- und Erzählformate wurden publik, so dass Anfragen nach einer Wiederholung von anderen Senioreneinrichtungen an die Lehrpersonen herangetragen wurden.


Im Familienzentrum unterhielten sich in einfacher Sprache und mit Hilfe von Übersetzungen Flüchtlinge und Asylsuchende zu Themen aus dem Buch. Die Unterhaltung setzte sich weit über die Veranstaltung hinaus informell fort, weil viele ihre kulturellen Besonderheiten erwähnten.

Nina Barska, Elena Todua und Silvia Schulz, Studentinnen der Sozialen Arbeit an der OTH Regensburg. diskutieren mit Regensburgern das Thema "Zusammenleben - zusammen leben". Foto: Katja Ferstl
Nina Barska, Elena Todua und Silvia Schulz, Studentinnen der Sozialen Arbeit an der OTH Regensburg. diskutieren mit Regensburgern das Thema "Zusammenleben - zusammen leben". Foto: Katja Ferstl