Erhaltung von hochbelasteten Autobahnen und eine Neubaumaßnahme der Superlative

Studierende der Fakultät Bauingenieurwesen besichtigten zusammen mit Prof. Andreas Appelt Straßenbaustellen auf den Autobahnen A 9 und A 93 sowie den Neubau des Autobahnkreuzes Essenbach im Zuge der B 15n.

Der erste Besichtigungspunkt der Exkursion am 8. November 2021 lag an der A 9 bei Langenbruck. Im Baulager der Autobahn GmbH des Bundes, Außenstelle München-Maisach wurde das Großprojekt zur Fahrbahnerneuerung der A 9 durch den Geschäftsbereichsleiter Andreas Hauser vorgestellt.

Zwischen dem Dreieck Holledau und der Anschlussstelle Langenbruck wird die A 9 seit 2019 auf einer Länge von neun Kilometern in einem Zeitraum von 30 Monaten grundlegen saniert. Dabei wurde bisher nicht nur die Fahrbahn grundlegend erneuert, sondern im 24-Stundenbetrieb an sieben Tagen die Woche auch zwölf Bauwerke abgebrochen und neu gebaut. Die Baukosten für die Sanierung der Fahrbahn und die Erneuerung der Bauwerke liegen bei ca. 130 Millionen Euro.

Hauser erläuterte sehr anschaulich die Komplexität einer Baumaßnahme unter Verkehr bei täglichen Spitzenbelastungen von bis zu 130.000 Kfz im Baustellenbereich. Bautechnische Besonderheiten, wie die Einbeziehung der vorhandenen Fahrbahn aus dem Jahr 1938 in das Baukonzept, wurden dabei genauso eingehend mit den Studierenden diskutiert wie die bisher einzigartige Verkehrsführung unter Einsatz des Road Zippers, die im Rahmen eines Pilotprojektes erstmalig auf einer derartigen Baustelle in Deutschland eingesetzt wurde. Das System, das in den USA entwickelt wurde, ermöglicht das Versetzen einer mobilen Schutzeinrichtung unter laufendem Verkehr und somit eine an die Spitzenverkehrsströme angepasste Verfügbarkeit der Fahrstreifen im beengten Baustellenbereich.

Nach dem Vortrag zur Baumaßnahme wurde vor Ort die neu gebaute Brücke der A 9 über die ICE Strecke München – Nürnberg und eine Kreisstraße besichtigt. Auch hier konnten die Besonderheiten des Bauens im Bestand unter Bahn- und Autobahnbetrieb hautnah erlebt werden.

Wie entsteht ein Autobahnkreuz in Tieflage?

Im Anschluss führte der Weg über die A 9 und die A 92 zum derzeit in Bau befindlichen Anschluss der B 15n an die A 92 bei Essenbach. Hier wurde die Gruppe von Stefan Friedrich und Günther Schweiger als Vertreter der Autobahn GmbH, Außenstelle Regensburg sowie von Robert Fahrner und weiteren Vertretern der bauausführenden Firma Fahrner begrüßt.

Bei Essenbach entsteht derzeit ein Autobahnkreuz in Tieflage. Hierzu wird eine im Endausbau 1500 Meter lange Grundwasserwanne errichtet. Die Besonderheit liegt darin, dass das Bauwerk vollständig im oberen Grundwasserstockwerk zu liegen kommt. Zudem liegt unter einem ca. 8 Meter dicken Stauer ein zweites, gespanntes Grundwasserstockwerk vor, das insbesondere während der Bauausführung besondere Aufwendungen im Verbau und der Bauwasserhaltung fordert.

Die komplexen Randbedingungen und Herausforderungen dieses außergewöhnlichen Bauwerkes wurden zunächst bei einem Vortrag erläutert und konnten im Anschluss in allen Bauphasen vor Ort besichtigt werden.

Baustellen- und Betriebsgebäudebesichtigung inklusive

Außergewöhnliche Anforderungen an den Baugrubenverbau, die Bauwasserhaltung, das Grundwassermonitoring sowie die Herstellung einer dauerhaft dichten Schwergewichtswanne konnten im Rahmen einer umfangreichen Baustellenbegehung erlebt werden.

Seitens der Firma Fahrner wurden auch die Anforderungen an den umfangreichen Erdbau in Zusammenhang mit speziellen Anforderungen an Aushub, Wiederverfüllung und die Herstellung von Entwässerungseinrichtungen und Oberbauarbeiten in beengten Verhältnissen dargestellt.

Zum Abschluss konnte vor Ort das Betriebsgebäude besichtigt werden, über das im Endzustand die Entwässerung mit einer Spitzenleistung von bis zu 1.880 Litern je Sekunde erfolgt. Die Baustelle soll Ende 2024 abgeschlossen werden.

Letzter Stopp: Autobahnmeisterei Pentling

Die letzte Station der Exkursion war die Besichtigung der Vorarbeiten zur Fahrbahnsanierung der A93 zwischen den Anschlussstellen Regensburg Süd und Saalhaupt.

Geschäftsbereichsleiter Ngoc Tho Tran und Bauleiter Markus Danzer erläuterten in der Autobahnmeisterei Pentling anschaulich die umfangreichen Vorbereitungen und Zwischenbauzustände, die zur Sanierung des rund 11 Kilometer langen Abschnittes erforderlich sind. Insbesondere die zu geringen Fahrbahnbreiten im Bestand führen dazu, dass während der Bauzeit nur eine 3+0-Verkehrsführung unter Wegnahme eines Fahrstreifens möglich ist. Außerdem sind im Vorfeld der Baumaßnahme umfangreiche Sicherungsmaßnahmen an rutschungsgefährdeten Dammböschungen erforderlich. Neben der Fahrbahn, die noch aus dem Jahr 1984 stammt, muss auch die gesamte Entwässerung auf einer Länge von 11 Kilometern erneuert werden.

Auf Grund der zahlreichen Zwischenbauzustände dauert die rund 75 Millionen Euro teure Erhaltungsmaßnahme bis zum Jahr 2025. Um die Bauzeit zu minimieren werden die Hauptbauarbeiten voraussichtlich in einem 24 Stundenbetrieb durchgeführt.

Straßenerhaltung hautnah

Zusammenfassend konnten im Rahmen der Exkursion die Themen „Straßenerhaltung unter Verkehr, Erd-, Ober- und Ingenieurbau“, die im aktuellen Vorlesungsbetrieb theoretisch vermittelt werden, hautnah erlebt werden. Prof. Appelt bedankte sich sehr herzlich bei allen beteiligten Firmen und Behördenvertretern, die den Studierenden diese Einblicke ermöglichten.

Geschäftsbereichsleiter Andreas Hauser bei der Erläuterung des Road Zippers.
Geschäftsbereichsleiter Andreas Hauser bei der Erläuterung des Road Zippers.
Die Gruppe der Studierenden mit Vertretern der Autobahn GmbH in der Grundwasserwanne.
Die Gruppe der Studierenden mit Vertretern der Autobahn GmbH in der Grundwasserwanne.
Erläuterung von Verbauarbeiten und dem Einbau eines Schwindblockes im Kernstück der Grundwasserwanne durch Günther Schweiger.
Erläuterung von Verbauarbeiten und dem Einbau eines Schwindblockes im Kernstück der Grundwasserwanne durch Günther Schweiger.
Erläuterung der Baumaßnahme A 93 durch Markus Danzer in der Autobahnmeisterei Pentling.
Erläuterung der Baumaßnahme A 93 durch Markus Danzer in der Autobahnmeisterei Pentling. Fotos: OTH Regensburg/Prof. Andreas Appelt