Steigerung der Lebensqualität von Patient*innen mit Sprachstörung

In einem Verbundprojekt mit der Katholischen Hochschule Mainz entwickelt und evaluiert das Team um Prof. Dr. Norina Lauer (Logopädie) eine App speziell für Menschen mit neurologisch bedingter Sprachstörung. Das Ziel: Unterstützung sozialer Integration und mehr Lebensqualität.

Nach Hirnverletzungen (etwa nach einem Schlaganfall) können Sprachstörungen (Aphasien) auftreten. Aphasien verursachen Beeinträchtigungen bei der Sprachproduktion, beim Verstehen, Schreiben und Lesen. Reduzierte soziale Teilhabe der Patient*innen, verminderte Lebensqualität, psychosoziale Veränderungen, die zu Autonomieverlusten und sozialem Rückzug führen, und infolgedessen auch häufig Depressionen können die Folgen sein. Sozialer Austausch und soziale Teilhabe könnten einer Depression entgegenwirken.

Peer-to-Peer-Gruppen, bei denen Gleichgesinnte sich austauschen können, etwa Selbsthilfegruppen, die eine soziale Teilhabe ermöglichen würden, sind durch Mobilitätsbarrieren aber teilweise nicht erreichbar oder in ländlichen Gegenden nicht vorhanden. Schriftsprachlich basierte soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sind für viele Betroffene zu komplex.

App soll Lebensqualität Betroffener steigern

Im Projekt PeerPAL (Peer-to-Peer-Unterstützung bei Aphasie zur Steigerung der Lebensqualität) soll daher unter Einbezug von Menschen mit Aphasie eine auf die Zielgruppe abgestimmte App entwickelt werden. Die App soll Patient*innen soziale Teilhabe und Austausch ermöglichen und damit zur Steigerung der Lebensqualität beitragen und einem verminderten psychologischen Wohlbefinden vorbeugen. Das soziale Netzwerk soll voraussichtlich einen Messenger, der an die Schwierigkeiten der Zielgruppe angepasst ist, sowie eine dementsprechende Video-Chat-Funktion beinhalten. Eine Aktivitäten-Funktion könnte Betroffenen dabei helfen, Aktivitäten mit anderen zu planen. Personen mit gleichen Interessen könnten zudem über die Kurzprofile gefunden werden.

Des Weiteren soll es möglich sein, Informationen zur eigenen Mobilität anzugeben, um etwa den Bedarf nach Mitfahrgelegenheiten deutlich zu machen. Ist ein persönlicher Austausch nicht möglich oder erschwert, könnten Gespräche auch über einen integrierten Video-Chat erfolgen. Wie die App aber tatsächlich aussehen wird, wird erst nach der Entwicklungsphase feststehen.

Zweite Projektphase soll Gebrauchstauglichkeit testen

Nach der Entwicklung soll in einer zweiten Phase eine Testung der Gebrauchstauglichkeit der App-Nutzung durchgeführt werden, gefolgt von der dritten Phase, in der die Wirksamkeit der App mit Patient*innen evaluiert werden soll. Das Projekt beginnt offiziell am 1. Dezember 2020 und läuft drei Jahre. Wie bereits im Projekt BaSeTaLK (Biografiearbeit in Senioreneinrichtungen mit Tablet-Unterstützung zur Verbesserung der Lebensqualität und Kommunikation) arbeiten die Ostbayerischen Technische Hochschule Regensburg (OTH Regensburg), vertreten durch Prof. Dr. Norina Lauer, und die Katholische Hochschule Mainz, vertreten durch Prof. Dr. Sabine Corsten, im Verbund zusammen.

Das Labor Logopädie ist Mitglied im Regensburg Center of Health Sciences and Technolog (RCHST) der OTH Regensburg.

 

Regensburg Center of Health Sciences and Technolgy (RCHST) 

Das Regensburg Center of Health Sciences and Technolgy (RCHST) ist eine fakultätsübergreifende Forschungseinrichtung der OTH Regensburg, die von der bayerischen Staatsregierung maßgeblich unterstützt wird. Das RCHST bündelt umfangreiche Expertise und Aktivitäten in Lehre, Forschung und Weiterbildung in den Bereichen Medizintechnik, Medizinische Informatik, Gesundheits- und Sozialwissenschaften sowie Ethik und Technikfolgenabschätzung und entwickelt sie weiter. Die OTH Regensburg greift damit aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Aufgabenstellungen wie die demografische Entwicklung in Deutschland, den medizinisch-technischen Fortschritt, die Digitalisierung in der Medizin sowie das wachsende Gesundheitsbewusstsein auf.

Das RCHST wurde 2017 gegründet und setzt sich derzeit aus zwölf Mitgliedslaboren zusammen. Es wird von einem wissenschaftlichen Direktorium geleitet, unterstützt von der RCHST Geschäftsstelle. Für Fragen wenden Sie sich gerne per E-Mail an das RCHST