Stationen auf dem Weg vom Chirurg zum Geschäftsführer

Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Regensburg, berichtet Studierenden der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) von seinen Erfahrungen zum Thema "Führung".

"Es kann dauern, bis ein Lenkerausschlag eines Geschäftsführers in einer Organisation ankommt", weiß Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Regensburg. Dr. Kestler berichtete am 21. November 2014 an der OTH Regensburg von all seinen verschiedenen Erfahrungen mit dem Thema "Führung", die er im Laufe seines Lebens gesammelt hat. Zu dem Vortrag vor 25 Studierenden des AW-Wahlfachs "Führungskompetenz" hatte ihn der Lehrbeauftragte Udo Berke eingeladen.

Bereits in der Jugend hätte das Thema Führung für ihn eine große Rolle gespielt, vor allem in der Beziehung zu seinem Vater, so Dr. Kestler. Rückwirkend betrachtet sei dies die erste große Auseinandersetzung mit dem Thema Führung gewesen. Dann lernte Dr. Kestler während seines Medizinstudiums die extrem hierarchische Führung an der Universität kennen.

Nach dem Studium startete Dr. Kestler seine Karriere als Chirurg am damaligen Kreiskankenhaus Burglengenfeld und praktizierte später viele Jahre im Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg. In diesen Jahren als Chirurg begegneten ihm die unterschiedlichsten Führungspersönlichkeiten, Imperatoren, Narzissten, aber auch Kommunikatoren.

Am Caritas-Krankenhaus St. Josef absolvierte Dr. Kestler dann eine erste Managementausbildung. Dabei wurde er auf damals neue Themen wie Qualitätsmanagement aufmerksam. Bald darauf erhielt er das Angebot, Mitglied in der Geschäftsführung des Caritas-Krankenhauses St. Josef zu werden. Er sagte zu und absolvierte in der Folge einen MBA in Betriebswirtschaft für Mediziner. Es folgte der Geschäftsführerposten an der Goldberg-Klinik in Kelheim.

2006 wechselte Dr. Kestler dann als Geschäftsführer an das Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg. Das Krankenhaus zählt 2.900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Dr. Kestlers Aufgabe ist es, das Krankenhaus "auf Kurs zu halten". Er berichtete den Studierenden der OTH Regensburg von einigen Führungserfolgen: der jetzt gemeinsame Einkauf, die gemeinsame Leitung der Apotheken an den Standorten in Regensburg und Straubing, eine einheitliche Krankenhaushygiene.

Die Absprachen im Tumorboard "Darmkrebs" seien verbessert worden, so Dr. Kestler. Bei dem sogenannten "Tumorboard" kommen Ärzte aus verschiedenen Fachgebieten zusammen und stimmen die Behandlung von Krebspatienten miteinander ab. Es müsse verhindert werden, dass aufgrund fehlender oder schlechter Zusammenarbeit Patienten zu Schaden kommen, sagte Dr. Kestler.

Gelungen sei in den vergangenen acht Jahren als Geschäftsführer bei den Barmherzigen Brüdern auch der Generationenwechsel auf der Ebene der Chefärzte. Warum es keine einzige Chefärztin gäbe, wollte eine Studentin wissen. Von etwa 400 Bewerbungen für einen der Chefarztposten seien nur vier von Frauen eingegangen, sagte Dr. Kestler.

Dazu komme, dass die Frauen leider bislang fachlich meist nicht mit den Männern konkurrieren könnten. Hier sind die akademischen Strukturen, aus denen in der Regel die Chefärzte der Barmherzigen Brüder in Regensburg rekrutiert werden, immer noch nicht durchlässig genug für Frauen.

Derzeit arbeitet Dr. Kestler mit seinen Kollegen an einem Führungskräfteentwicklungsprogramm für alle 500 Führungskräfte des Krankenhausverbundes. Ziel sei es, so Dr. Kestler, ein einheitliches Führungsverständnis zu erarbeiten, welches auf den Leitlinien Qualität, Respekt, Verantwortung und Spiritualität beruhe.

Ein weiteres neues Instrument, mit dem Dr. Kestler "operiert", ist das mehrdimensionale Zielsystem, welches er den Studierenden vorstellte. Seit vier Jahren arbeite das Haus mit diesem Zielsystem, so Dr. Kestler. Inzwischen nehme das Projekt "Fahrt auf". Bis jedoch ein Lenkerausschlag in einer so großen Organisation ankomme, dauere es oft ein bisschen, so Dr. Kestler.

Nach dem Vortrag erhielt Dr. Kestler Feedback von den Studierenden, das durchwegs sehr positiv ausfiel. Besonders beeindruckt hat zum Beispiel Michael Fruth (1. Semester Informatik), wie sich Dr. Kestler "hochgearbeitet" hat.

Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Regensburg. Foto: OTH Regensburg
Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Regensburg, bei seinem Vortrag über "Führungskompetenz" vor Studierenden an der OTH Regensburg. Foto: OTH Regensburg