Unter dem Titel „Eine Wirtschaft ohne Preise – so könnte es funktionieren“ referiert Sophie Löbbering vom „CSX-Netzwerk“ über ein alternatives Modell.
Die Solawi fungiert als Gegenentwurf zu bisher bekannten Landwirtschaftsmodellen. Mehr als 400 Solawis gibt es aktuell in Deutschland, rund 100 befinden sich derzeit in Gründung. Sophie Löbbering ist Mitgründerin der Solawi „Crowdsalat“ in Dülmen im Münsterland. Die studierte Ökotrophologin hat ihre Masterarbeit in nachhaltiger Ernährungswirtschaft verfasst und arbeitet als Gärtnerin, Community-Managerin und Beraterin. Sie sagt: „Das Solawi-Modell ist übertragbar auch auf andere Bereiche. Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften funktioniert auf dem Feld genauso wie in der Bäckerei oder im Yogastudio.“
Doch wie funktioniert gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften oder „Community-supported x“ (CSX) überhaupt? Das Solawi-Modell basiert darauf, dass Mitglieder einen regelmäßigen Beitrag zahlen, mit dem dann Anbau und Ernte der Produkte vorfinanziert werden. Oftmals beteiligen sich die Mitglieder auch selbst als Gärtner*in oder Landwirt*in. Im Gegenzug bekommen sie nicht nur die von ihnen selbst angebauten Produkte; „sie bekommen auch Gemeinschaft und einen Erlebnisort“, sagt Sophie Löbbering. Jeder gebe dafür und für die Ernteprodukte eben soviel, wie es ihm wert ist. Die Produkte haben also keinen Preis mehr und erhalten dadurch den Wert, der ihnen eigentlich zusteht. Diese Wirtschaftsform ist auf Kostendeckung angelegt und nicht gewinnorientiert.
Das CSX-Modell sei nicht nur krisenfester, sondern biete noch viele weitere Vorteile, sagt Sophie Löbbering. In ihrem Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Facetten der Nachhaltigkeit“ zeigt sie anhand einer CSX-Gründung die vielen Potentiale aber auch Risiken dieser Idee auf. Eine Idee, die vor dem Hintergrund der Energiekrise, der COVID-19-Pandemie und dem Ukraine-Krieg enormen Zulauf erfahren hat: Allein in Regensburg und Umgebung haben sich seit 2019 eine Handvoll Solawis gegründet. „Die Landwirtschaft befindet sich in einem totalen Umbauprozess“, sagt Sophie Löbbering. Dieser sei unter anderem durch den Zusammenbruch globaler Wertschöpfungsketten verursacht.
Die Ringvorlesung findet statt am Mittwoch, 2. November 2022, 17.15 Uhr im Hörsaal D001. Weitere Informationen gibt es hier.