Sechs Studierende der Fakultät Bauingenieurwesen von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) installierten Anfang des Jahres 2019 Zisternen und Wasserfilter in Souda. Das Projekt zur Selbsthilfe in Senegal, unter Betreuung von Prof. Andreas Ottl, findet nach fünf Jahren seinen Abschluss.
Wie ist es mit der Wasserversorgung in Ländern und Gegenden bestellt, in denen Trinkwasser nicht einfach aus dem Wasserhahn läuft? Eine gute Hand voll angehender Bauingenieurinnen und Bauingenieure überzeugte sich davon und reiste nach Souda. Bereits zum sechsten Mal sandte Prof. Andreas Ottl einige Bachelorabsolventinnen und -absolventen nach Senegal, genauer nach Souda und Baila, um dort die Versorgung mit Wasser auch in Trockenzeiten zu gewährleisten und trinkbares Wasser herzustellen. Jeweils drei Studierende nahmen das Thema in ihrer Bachelorarbeit auf und präsentierten die Ergebnisse einem großen Publikum. Prof. Ottl freute sich über das zahlreiche Erscheinen im Haus der Technik von der OTH Regensburg: „Ich habe gerade gehört, dass es heute mehr Zuhörer als sonst in der Vorlesung gibt.“
Bericht über den vierwöchigen Aufenthalt
Eltern, Freundinnen und Freunde sowie weitere Studierende fanden sich am 30. April 2019 im Hörsaal G001 ein und wollten mehr über den vierwöchigen Aufenthalt in Westafrika hören. Zum Bau von Wasserfiltern zur Verbesserung der Trinkwasserqualität erzählten Sarah Meyer, Marie-Luise Plewka und Jonas Wagner ihre Erlebnisse.
Dass das Vorhaben wichtig ist, zeigt der Preis von Trinkwasser in dieser Gegend. In Deutschland kostet eine große Flasche Wasser 19 Cent. Im Vergleich: In Afrika müsste eine Senegalese 17,45 Euro - nach den dortigen Einkommensverhältnissen - für die gleiche Menge bezahlen. Die traurige Wahrheit: Es wird auf verschmutztes Wasser zurückgegriffen. Das Grundrecht auf sauberes Wasser könne in Senegal nicht eingehalten werden, meint Plewka. Die Gruppe freute sich deswegen, das Teilprojekt um die Wasserfilter fortzusetzen. Bereits im Vorfeld wurden Filter von Studierenden in Senegal errichtet.
Biosandfilter zur Reinigung des Wassers
Der Biosandfilter besteht aus Beton und ist mit verschiedenen Materialien wie Sand und Kies zur Reinigung des Wassers befüllt. Die Säuberung findet hier vor allem in den ersten Zentimetern der Sandschicht statt, in der sich nach einer 30-tägigen Anlaufzeit „gute“ Bakterien sammeln und coliforme Keime ohne Chemikalien entfernen. Im Boden des Filters wird ein Röhrchen angebracht, das nach oben und außen verlegt wird. Hier erfolgt dann die Abnahme von trinkbarem Wasser.
Um an Trinkwasser zu gelangen, mussten die Betonfilter jedoch erst gebaut werden. Im Vorjahr erfolgte das durch ein Konstrukt aus Holz, nun sollte eine langlebigere Gussform aus Metall erstellt werden. Aufgrund diverser Schwierigkeiten entschied man sich gegen die Schalung aus Metall und arbeitete an Verbesserungen der Holzschalung - mit Erfolg. Die Produktionskosten eines Wasseraufbereiters belaufen sich auf rund 100 Euro. Nach 17 Tagen ist der Filter amortisiert und versorgt täglich 16 Personen mit Trinkwasser.
Bau einer autarken Regenwasserzisterne
Die zweite Gruppe um Abdullah al Mokdad, Mimoza Kelmendi und Kevin Ostermann beschäftigte sich mit dem Bau einer autarken Regenwasserzisterne, welche in der Nähe einer im Aufbau befindlichen Landwirtschaftsschule platziert werden sollte. Grund für den Bau sei vor allem die lange Trockenzeit und die damit verbundene Versorgung von Wasser für den Anbau von Nutzpflanzen. Auch zum Bau der Zisterne sollten Verbesserungen stattfinden.
Das Wasserentnahmesystem wurde durch einen Wasserhahn, der tiefer sein musste als die Zisterne, ergänzt und das abfallende Dach direkt über der Zisterne platziert. Zudem klärte die Gruppe die Einheimischen hinsichtlich ihrer bestehenden Grundwasserbrunnen auf: Zum Beispiel sollten das Tränken der Tiere sowie das Waschen der Wäsche nicht direkt neben den Brunnen stattfinden.
Einbeziehung der senegalesischen Bevölkerung
Das langjährige Projekt um die Wasserversorgung hatte ein vorrangiges Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe. Insgesamt konnten zwei Zisternen und zehn Filter etabliert werden - davon sechs Filter in diesem Jahr. Die senegalesische Bevölkerung wurde in den Bau der Einrichtungen stets mit einbezogen. Sie sollten in der Lage sein, auch im Nachgang den Aufbau und die Wartung übernehmen zu können.
„Ihnen wurde das Handwerkszeug gegeben“, sagte Prof. Andreas Ottl stolz über seine Studierenden und beschloss das Projekt in Senegal als vorerst beendet. Neben dem körperlichen Aufwand, den die Studierenden vor Ort leisteten, kam jedoch noch der finanzielle hinzu. Hierzu bemühten sich die projektbeteiligten Studierenden um Spendengelder.