Prof. Dr. Ralph Schneider: Lehre als Kerngeschäft

Unter dem Titel „Serie: Lehre“ werden in der aktuellen Ausgabe "OTH Regensburg aktuell" Beispiele aus den acht Fakultäten vorgestellt, die einen Einblick in die Vielfalt der Lehre geben. Den Auftakt macht Prof. Dr. Ralph Schneider, der Lehre und Forschung einander ebenbürtig machen will.

Die Hochschule als Ort des Lernens und der Lehre: Im Wintersemester 2018/2019 verzeichnete das Vorlesungsverzeichnis der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) mehr als 1.000 Lehrveranstaltungen, die von 225 Professorinnen und Professoren und 432 Lehrbeauftragten sowie ungezählten Lehrkräften für besondere Aufgaben, wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Gastdozierenden angeboten werden. Nicht zu vergessen: die zahlreichen Mentorinnen und Mentoren, Tutorinnen und Tutoren oder Kommilitoninnen und Kommilitonen, die alle die Rolle des Lehrenden übernehmen und zur geistigen Entwicklung und persönlichen Entfaltung der Studierenden beitragen.

Als „Brot- und Buttergeschäft“ bezeichnete Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler beim „dies academicus 2018“ die Lehre an den Hochschulen. Auch Prof. Dr. Ralph Schneider, Vizepräsident für Studium und Lehre an der OTH Regensburg, betrachtet die Lehre als „Kerngeschäft, aber eben nicht als Massenware“.

Ihm geht es darum, das Thema Lehre mehr in den Mittelpunkt zu rücken, denn seiner Erfahrung nach genießt die Lehre oftmals geringere Wertschätzung als etwa die Forschung. Mehr noch: „Wir müssen mehr ins Gespräch kommen über die Lehre und kein Geheimnis daraus machen, was in unseren Hörsälen passiert. Lehre und Forschung müssen Hand in Hand gehen; man sollte die Studierenden über die Lehre für die Forschung begeistern“, so Prof. Dr. Schneider.

Erneuerung der Servicestelle

Damit der Weg der guten Lehre auch von allen beschritten werden kann, hat sich Prof. Dr. Schneider zum Ziel gesetzt, ein „Leitbild Lehre“ zu erarbeiten, an dessen Erstellung alle Mitglieder der OTH Regensburg beteiligt werden sollen. Am Schluss soll eine Vereinbarung stehen, mit der sich die Lehrenden und die Studierenden identifizieren können. Zum Dreh- und Angelpunkt für alle Belange rund um die Lehre soll die „Servicestelle Lehre und Didaktik“ werden, hervorgegangen aus der „Servicestelle Virtuelle Lehre“.

Die geschäftsführende Referentin Andrea De Santiago ist gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen zentrale Ansprechpartnerin in Sachen Lehre, E-Learning und Blended Learning. Bewusst habe man die Servicestelle umbenannt, um klarzustellen, dass es hier Unterstützung gibt, nicht nur in Sachen digitale Lehrformate, sondern auch ganz generell zu allgemeinen didaktischen Fragestellungen. Mit einem neuen Raum, dem E 002 im Hörsaalgebäude am Forum, Galgenbergstraße 30, wird die Servicestelle ab dem Sommersemester 2019 zudem im Herzen des Campus angesiedelt. Räumlich betrachtet, kommt die Lehre also aus ihrem Versteck heraus. Doch rückt sie damit auch in den Fokus der Lehrenden?

Servicestelle zur Beratung und Unterstützung

Obwohl alle für die "Serie: Lehre" ausgewählten Professorinnen und Professoren – die Beiträge dazu erschienen allesamt gebündelt in der Ausgabe "01/2019" von „OTH Regensburg aktuell“ – der Lehre einen hohen Stellenwert einräumen, gibt es auch diejenigen, die den Angeboten der Servicestelle eher zurückhaltend gegenüberstehen. Dabei definiert sich diese explizit als Beratungs- und Unterstützungsstelle, „nicht etwa als Bestimmungsstelle“, sagt Andrea De Santiago. „Wir wollen den Lehrpfad nicht vorgeben oder den Lehrenden bestimmte Methoden vorschreiben, wir machen Angebote.“ „Den Einheitslehrenden soll es bei uns nicht geben“, präzisiert Prof. Dr. Schneider. Die Freiheit der Lehre sei ein ebenso hohes Gut wie die Freiheit des Lernens.

Mit einer Referentin für den Bereich E-Learning im integrierten dezentralen berufsbegleitenden Bachelorstudiengang Soziale Arbeit sowie einer Ansprechpartnerin für SMART vhb, einem Förderprogramm der Virtuellen Hochschule Bayern, hat sich die Servicestelle personell verstärkt. Auch im Jahr 2019 wird es dort Workshops vom DiZ – Zentrum für Hochschuldidaktik Ingolstadt geben, erstens zum Thema „Prüfungen professionell gestalten“ und zweitens zu „Learn-Apps in der Lehre zielführend und mit Mehrwert einsetzen“.

Auch der „Tag der offenen Tür“ wird wieder auf dem Programm stehen, da die Resonanz groß war. Die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen gibt es in der Veranstaltung „InnovativeLehre@OTH“, bei der Best-Practice-Beispiele vorgestellt werden.

Neue Tools im Test

Innovatives kommt auch sonst nicht zu kurz: Neue Tools wie „Microsprint“ werden in Zusammenarbeit mit der Servicestelle getestet. Dabei handelt es sich um ein Format, mit dem in rund fünf Stunden die Kernthemen eines Kurses entworfen werden können. Ähnlich wie bei einem Design-Thinking-Ansatz werden dazu alle am Kurs Beteiligten in sämtliche Phasen wie Entwicklung, Planung und Prototyperstellung einbezogen.

Im März 2019 soll dazu ein zweiter Versuch gestartet werden. Die Digitalisierung soll also den Lehrenden ihre so wichtige Aufgabe erleichtern. Dass neben allen technischen Neuerungen Altbewährtes wie der Tafelanschrieb und vor allem auch das händische Ausprobieren in den Lehrveranstaltungen an der OTH Regensburg praktiziert werden, zeigen die ausgewählten Beispiele aus den acht Fakultäten, die in den kommenden Wochen unter der Rubrik "Serie: Lehre" in "Aktuelles" vorgestellt werden. Sie geben einen Einblick in die Vielfalt der Lehre.

Prof. Dr. Ralph Schneider, Vizepräsident für Lehre und Studium der OTH Regensburg, will Lehre und Forschung einander ebenbürtig machen und sieht die Lehre als Kerngeschäft der Hochschule.
Prof. Dr. Ralph Schneider, Vizepräsident für Lehre und Studium der OTH Regensburg, will Lehre und Forschung einander ebenbürtig machen und sieht die Lehre als Kerngeschäft der Hochschule. Foto: Elisabeth Wiesner