Prof. Dr. Gabriele Scheffler referierte am 30. September 2019 über die Stationen ihres Praxissemesters im Wintersemester 2018/2019: zum einen über die Drogenhilfeeinrichtung „Eastside“ in Frankfurt am Main und zum anderen über die Justizvollzugsanstalten Aichach und Straubing.
Prof. Dr. Scheffler ist Leiterin des Studienschwerpunkts „Straffälligenhilfe, Suchtkrankenhilfe, Wohnungslosenhilfe“ und sie nutzte die Möglichkeit des Praxissemesters, um einen aktuellen und vertieften Überblick in zwei Feldern der Sozialen Arbeit zu gewinnen. Die Soziologin berichtete beim Lehrbeauftragtentreffen der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) von ihren Einsatzorten. Neben Gesprächen mit Leiterinnen und Leitern, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie ihren Hospitationen in den jeweiligen Einrichtungen stand für die Professorin vor allem die praktische Arbeit mit den Klientinnen und Klienten im Vordergrund.
Erste Station: Drogenhilfeeinrichtung „Eastside“ in Frankfurt
Die Sicherung basaler Grundbedürfnisse ist ein wesentliches Ziel im Frankfurter „Eastside“, Europas größter niedrigschwelliger Drogenhilfeeinrichtung. Hier können Klientinnen und Klienten auch im geschützten Raum Drogen konsumieren; Ansteckungen mit gebrauchten Spritzen oder Überdosierungen können so verhindert werden.
„Die Zahl der Drogentoten in Frankfurt ist durch die Eröffnung von Konsumräumen stark zurückgegangen“, erklärte Prof. Dr. Scheffler. Neben der Schadensminimierung für die betroffenen Konsumentinnen und Konsumenten reduzieren sich auch die Belastungen für die Stadtgesellschaft, indem Szeneansammlungen und der Konsum im öffentlichen Raum vermieden werden.
Zweite Station: Frauenstrafvollzug Aichach
In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aichach, ihrer zweiten Station im Praxissemester, arbeitete sie mit inhaftierten Migrantinnen, die kein Deutsch sprechen. „Diese Gruppe ist besonders hohen Belastungen ausgesetzt“, so Prof. Dr. Scheffler. „Die Frauen können sich nur sehr schwer verständigen, ihre Familienangehören sind oft in einem anderen Land und sie bekommen weder Besuch noch Geld.“ Gefangene, die kein Deutsch sprechen, haben auch keine Chance, Arbeit in der JVA, beispielsweise in der Wäscherei, zu bekommen.
Die Professorin, die neben Soziologie auch Germanistik studiert hat, bot in der JVA Aichach einen Deutsch-Intensivkurs an. Ziel war es, die Alltagskompetenzen der Teilnehmerinnen zu verbessern.
Dritte Station: Justizvollzugsanstalt Straubing
Auf ein deutlich delinquenteres Klientel traf Prof. Dr. Scheffler bei ihrer dritten Station, der Justizvollzugsanstalt Straubing. Im Kurs „Kreatives Schreiben“ arbeitete sie über fünf Wochen mit zehn langstrafigen Inhaftierten, darunter fünf Lebenslängliche. Auch wenn die spezielle Umgebung und die gruppendynamischen Prozesse eine Herausforderung darstellten, schrieben die Teilnehmer des Kurses beeindruckende Texte, die sie in einem Reader zusammenstellten.
„In meinem Praxissemester hatte ich Gelegenheit, in nur schwer zugänglichen Arbeitsgebieten der Sozialen Arbeit tätig zu sein“, so Prof. Dr. Scheffler. „Diese intensiven Erfahrungen möchte ich nicht missen.“