Wie erkenne ich Rechtsextreme mit Türkeibezug und wo bekomme ich mehr Informationen darüber? Was bedeutet es, dass extrem Rechte mit Türkeibezug Täterinnen und Täter sowie Betroffene von Diskriminierung und Ausgrenzung zugleich sind? Gibt es Antisemitismus unter den Grauen Wölfen? Welche zivilgesellschaftlichen und kommunale Handlungsansätze gegen die Akteurinnen und Akteure sind wirkungsvoll?
Bei Mocktails und Barmusik diskutierten 50 Personen aus Wissenschaft und Praxis sowie Studierende der OTH und Universität Regensburg über Entwicklungen der Grauen Wölfe. Die Kaffeehausatmosphäre förderte den direkten Austausch aller Gäste. Die Veranstaltung orientierte sich an der Methode Worldcafé, die das direkte Gespräch gegenüber einem Vortragskonzept bevorzugt. Am Ende gab es sechs mit Ideen, Fragen und Anmerkungen vollgeschrieben Tischdecken, die nun von den veranstaltenden Personen ausgewertet werden. Die Erkenntnisse werden im weiteren Forschungsprozess berücksichtigt. Martina Ortner, die Projektleitung dazu: „Ich bin sehr beeindruckt, wie intensiv diskutiert wurde. Das zeigt uns, dass wir mit unserem partizipativen Forschungsansatz, in dem diese Veranstaltung integriert ist, auf dem richtigen Weg sind“. Angereist waren Dr. Evrim Ersan Akkılıç von der DÖW, Prof. Dr. Emre Arslan von der IU Internationale Hochschule, Dr. Yaşar Aydın von der Stiftung Wissenschaft und Politik, Özge Erdoğan von der Fachstelle Türkischer Rechtsextremismus des BDAJ e.V. sowie Mitarbeitende der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München.
Das Worldcafé war eingebettet in eine zweitätige Tagung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bundesgebiet und Österreich diskutierten auf Grundlage eines Working Papers von Rabia Kökten über die Aktivitäten der so genannten Grauen Wölfe in Bayern aus organisationssoziologischer Perspektive. Das neue HIT-Gebäude bot dafür einen geeigneten Rahmen. Die nächsten Diskussionsthemen stehen bereits fest. Das Treffen im Herbst wird per Videokonferenz sein. So können auch weitere wissenschaftlich arbeitende Personen teilnehmen. Rabia Kökten, Projektmitarbeitende: „Die zwei Tage Diskussion haben dazu beigetragen, unsere bisherigen Ergebnisse zu überprüfen, weil wir sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet haben. Ich freue mich sehr, dass alle so engagiert dabei waren.“
Im Forschungsprojekt geht es um transnationale Formen des Rechtsextremismus am Beispiel der ÜLKÜCÜ oder besser bekannt unter der Bezeichnung Graue Wölfe. Es ist ein Teilprojekt des Forschungsverbunds für Gegenwartsanalysen, Erinnerungspraxis und Gegenstrategien zum Rechtsextremismus in Bayern ForGeRex, der vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert wird.