An jedem Arbeitstag zwingt die Urbanisierung weltweit Milliarden von Menschen, einen nicht unerheblichen Teil ihrer Zeit und Energie auf das tägliche Pendeln zur Arbeit zu verwenden, regelmäßige Staus werden für viele Pendlerinnen und Pendler zur Zerreißprobe. Zugleich eröffnen aber auch neue technologische Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und des autonomen Fahrens neue Möglichkeiten, um die tägliche Fortbewegung komfortabler und kostengünstiger zu gestalten und damit auch die Lebensqualität zu steigern. Eine nicht unwichtige Rolle bei der künftigen Gestaltung urbaner Mobilität kommt dabei den Städten als administrative Einheiten zu, die immer größer und einflussreicher werden und echten Gestaltungsspielraum besitzen.
Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass die Automobilbranche nachhaltige Veränderungen erleben wird und grundlegend neue Mobilitätskonzepte auf dem Vormarsch sind. Studierende des Masterstudiengangs Europäische Betriebswirtschaft der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) wurden nun vor die Herausforderung gestellt, ganz konkrete Zukunftsszenarien und neue Mobilitätslösungen zu entwickeln.
Einladung ins interdisziplinäre Future Lab
Nachdem die Studierenden in Regensburg theoretische Vorarbeit geleistet hatten, durften sie auf Einladung des MLI Leadership Instituts München in Düsseldorf und Berlin am interdisziplinären Future Lab on Urban Mobility teilnehmen. Gemeinsam mit Studierenden anderer Hochschulen aus Berlin und München, Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Mobilitäts-Start-ups sowie Führungskräften aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen galt es nun, praktische Lösungsansätze zu entwickeln.
Zum Auftakt der Veranstaltung sprach der renommierte Mobilitäts- und Zukunftsforscher Lukas Neckermann, der ein umfassendes Bild über die zu erwartenden Veränderungen und insbesondere die wachsende Rolle der Städte zeichnete und den Studierenden gute Denkanstöße gab. Die Relevanz, die das Thema auch für Unternehmen anderer Branchen hat, verdeutlichte ein weiterer Vortrag von Anna Dimitrova, die als Geschäftsführerin für Strategie und Digitales bei Vodafone aufzeigte, welchen Herausforderungen die Telekommunikationsbranche gegenübersteht, so etwa bei der Sicherstellung ausreichender Breitband-Verbindungen als Grundlage des autonomen Fahrens.
Von der empirischen Analyse zu ersten Lösungsansätzen
Nach diesen Vorträgen schwärmten die Teams aus, um bei Stadtführungen durch Düsseldorf und Berlin die Probleme der städtischen Mobilität vor Ort zu analysieren. An verschiedenen Verkehrsknotenpunkten wurden Interviews mit Passantinnen und Passanten geführt, um zu verstehen, welche Schwierigkeiten sie beim täglichen Pendeln erleben und welche Wünsche sie an die Mobilität der Zukunft haben. Frei nach dem Motto „think big“ reichten die Wünsche der Befragten von „die Busse sollten öfter gehen“ bis hin zu „ich wünschte, ich könnte mich einfach beamen“.
Aufbauend auf den empirischen Ergebnissen, hatten die Studierenden nun Zeit, die aus ihrer Sicht größten „Pain Points“ urbaner Mobilität zu definieren. In einem klassischen Design-Thinking-Ansatz wurden schließlich konkrete Personas – also typische Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer – ausformuliert, deren Problem es nun in den Teams zu lösen galt. In ersten Iterationsschleifen sollten hierfür möglichst konkrete Lösungsansätze entwickelt werden. Weitere Iterationsschleifen dienten dazu, die Ansätze in den Details immer weiter zu entwickeln und schließlich in konkrete Prototypen zu überführen.
Die Ergebnisse: kreativ und vielseitig
Nach ausgiebiger Bearbeitung der Prototypen durch die Teams wurden die fertigen Ergebnisse auf ganz unterschiedliche Weise aufbereitet und präsentiert: von kurzen Sketchen über aufwändige Zeichnungen bis hin zum Lego-Kurzfilm. Die vorgestellten Lösungsansätze waren ebenso kreativ wie vielfältig. Ein Großteil der Teams konzentrierte sich auf „die perfekte App“, das heißt eine App, die alle Arten an Mobilitätsdienstleistern in einem Angebot mit einer einheitlichen Bezahlfunktion bündelt. Andere Teams dachten konkret über Mobility-as-a-Service und die kommerziellen Möglichkeiten nach, die sich aus kostengünstigen, autonom fahrenden Robo-Taxis ergeben.
Abgerundet wurde das Future Lab durch ein "World Café" rund um das Thema Innovation, das die Studierenden der OTH Regensburg initiiert hatten. Dazu hatten sie vier Stationen vorbereitet, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das Thema Innovation und die Voraussetzungen einer innovativen Unternehmenskultur diskutieren konnten.
Das Future Lab gab allen Beteiligten – egal, ob studentisch oder nicht-studentisch – zahlreiche interessante Denkanstöße. Die Eindrücke der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in einem Videoblog festgehalten, der hier zur Ansicht bereitsteht: https://www.future-of-leadership.org/liveblog/