Neue Heimat für Bibliothek des Velodrom-Architekten

Die Sammlung des Regensburger Baumeisters Joseph Koch ist nun am Campus beheimatet. Anlässlich seines 150. Geburtstags am 25. Mai wurde sie offiziell vorgestellt.

Er war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert einer der maßgeblichen Protagonisten bei der Gestaltung Regensburgs: Joseph Koch (1873-1934) entwarf als Architekt nicht nur das Velodrom, sondern auch die Weinschenk-Villa, das Café Fürstenhof, die von den Nazis zerstörte Neue Synagoge und etliche Bürgerhäuser in der Stadt. Kochs umfangreiche Fachbibliothek wurde der OTH Regensburg angeboten und ist nun nach erfolgtem Erwerb im Jahr 2022 im neuen Gebäude der Fakultät Architektur beheimatet.
Anlässlich des 150. Geburtstags von Joseph Koch am 25. Mai 2023 lud Prof. Dr. Dietmar Kurapkat, Studiengangsleiter für den Master Historische Bauforschung, zu einer kleinen Feierstunde mit offizieller Einweihung der Fachbibliothek am neuen Standort.

„Ein ausgesprochener Glücksfall“

„Es ist ein ausgesprochener Glücksfall, dass Jahrzehnte nach dem Tod von Joseph Koch seine Fachbibliothek noch zusammen ist und diese komplette Sammlung der OTH Regensburg angeboten wurde“, sagt Prof. Kurapkat. Unmittelbar nach Joseph Kochs Tod habe sein Sohn Josef das Architekturbüro des Vaters übernommen und auch die Bibliothek weitergeführt. Zuletzt seien die Bücher, Manuskripte, Zeichnungen und zum Teil unveröffentlichte zeitgenössische Fotografien von Kochs Enkelin, die im vergangenen Jahr verstorben ist, aufbewahrt worden.
„Der Wert der Fachbibliothek besteht einerseits in den vielen wertvollen Büchern selbst, andererseits vor allem in dem Aspekt einer geschlossenen Sammlung einer wichtigen Architektenpersönlichkeit“, sagt Prof. Kurapkat.
Die Hochschulbibliothek unter der Leitung von Renate Siegmüller hat die wertvollen Bestände, darunter auch Artefakte wie Wasserwaage und Zirkelkasten, in denRegensburger Katalogs pluseingepflegt. Dort sind sie für jedermann auffindbar (Lokalkennzeichen F 241 und F 242) und im Labor Historische Bauforschung (Fakultät Architektur) einsehbar.

Stolz auf den neuen Schatz

Im Hinblick auf Lehre und Forschung, vor allem in den Studiengängen Architektur und Historische Bauforschung, eröffneten sich laut Prof. Kurapkat vielfältigste Nutzungsmöglichkeiten: „Die Sammlung birgt großes Potenzial für weiterführende Forschungen, speziell auch im Rahmen von Dissertationen“, sagt er.
Auch Prof. Dr. Ralph Schneider, Präsident der OTH Regensburg, ist stolz auf den neuen Schatz, den die Fakultät Architektur nun beherbergt: „Ich glaube, Joseph Koch hätte sich darüber gefreut und es als Geschenk der OTH Regensburg zu seinem 150. Geburtstag empfunden. Hier wird sein Schaffen in Ehren gehalten und als Schatz betrachtet, der es verdient, erforscht, bewahrt und genutzt zu werden.“
Und sogleich nutzten einige Studierende am Donnerstagabend die Gelegenheit, in den Büchern zu blättern. Die Feierstunde bot auch Anlass zum Austausch mit den Nachfahren von Joseph Koch. Seine Enkelin Johanna Müller und ihr Mann Josef sowie Urenkelin Melanie Brantl waren froh, dass die Sammlung nun in Regensburg bleiben kann – und das in ihrem natürlichen Habitat. Denn untergebracht ist der größte Teil der Werke in einem Schrank aus dem 18. Jahrhundert. 

Prof. Dr. Dietmar Kurapkat (2. von rechts) und OTH-Präsident Ralph Schneider (rechts) präsentieren stolz die aus rund 650 Werken bestehende Sammlung des Regensburger Architekten Joseph Koch.
Prof. Dr. Dietmar Kurapkat (2. von rechts) und OTH-Präsident Ralph Schneider (rechts) präsentieren stolz die aus rund 650 Werken bestehende Sammlung des Regensburger Architekten Joseph Koch. Melanie Brantl (von links), Urenkelin von Joseph Koch, sowie Enkelin Johanna Müller und ihr Mann Josef freuten sich, dass die Sammlung in Regensburg bleiben kann. Foto: Simone Grebler/OTH Regensburg