Kooperation

Kulturelle Teilhabe neu gedacht: Lyrik in Leichter Sprache an der OTH Regensburg

Die Fakultät Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH Regensburg baut ihr Engagement im Bereich Leichte Sprache kontinuierlich aus. Neben dem erfolgreichen Projekt mit dem Haus der Bayerischen Geschichte setzt die Fakultät nun einen innovativen Forschungsschwerpunkt zur Übersetzung von Lyrik.

Das Thema Leichte Sprache ist seit mehreren Semestern fest in der Lehre der Fakultät verankert. Leichte Sprache ist eine speziell vereinfachte Form des Deutschen, die auf einem festen Regelwerk basiert. Ihr Ziel ist es, Informationen und Texte barrierefrei zugänglich zu machen. Sebastian Müller, Absolvent des Masterstudiengangs Soziale Arbeit – Inklusion und Exklusion an der OTH Regensburg, leitet das Büro für Leichte Sprache Regensburg „sag’s einfach!“und bietet im Rahmen eines Lehrauftrags regelmäßig die Veranstaltung „Leichte Sprache und kulturelle Teilhabe“ an. Aus diesem Kurs entstand auch das gemeinsame Projekt mit dem Haus der Bayerischen Geschichte.

Wie kann die bayerische Geschichte so erzählt werden, dass sie für alle zugänglich und verständlich ist? Diese Frage stand im Mittelpunkt des gemeinsamen Projekts der OTH Regensburg, der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) Regensburg mit ihrem Büro „sag’s einfach!“, des Hauses der Bayerischen Geschichte sowie der Prüfgruppen der KJF-Werkstätten. Rund 30 Studierende übersetzten im Rahmen der Lehrveranstaltung Texte des Hauses der Bayerischen Geschichte in Leichte Sprache. So konnten sie nicht nur das Übersetzen praktisch erproben, sondern ihre Texte fanden unmittelbar konkrete Anwendung – eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis.

Auf der Homepage des Hauses der Bayerischen Geschichte stehen die Texte in Leichter Sprache nun Besucherinnen und Besuchern mit Förderbedarf zur Verfügung und erleichtern ihnen den Zugang zu historischen Inhalten.

Die Fakultät legt darüber hinaus einen neuen Schwerpunkt auf die Übersetzung von Lyrik. Unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Zürner wurde im Wintersemester 2025/26 ein Forschungsprojekt zur Übertragung von Lyrik in Leichte Sprache gestartet. Während bisher vor allem sachorientierte Alltagstexte übersetzt werden, rückt in diesem Projekt bewusst eine sprachkünstlerische Form in den Fokus, die menschliche Erfahrungen auf besondere Weise ausdrückt. Die ästhetische Offenheit von Gedichten macht sie anspruchsvoll und schwer zugänglich, zugleich aber besonders relevant für kulturelle Teilhabe. Dennoch wurde noch kaum der Versuch unternommen, Lyrik in Leichte Sprache zu übersetzen, so dass die OTH Regensburg hier ein innovatives Forschungsfeld im Bereich der Kulturellen Bildung erschließt.

Gemeinsam mit der Prüfgruppe der KJF-Werkstätten Straubing hat Prof. Dr. Christian Zürner bereits Gedichte von Eichendorff, Mörike und Heine gelesen, diskutiert und in Leichte Sprache übertragen. Ziel ist ein kleiner Gedichtband sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, welche eigene Poesie Leichte Sprache entfalten kann.

Prof. Dr. Zürner und Mitglieder der Prüfgruppe der KJF-Werkstätten Straubing bei der gemeinsamen Diskussion der Gedichte. Foto: Mario Franz