Was kennzeichnet agiles Projektmanagement? Was ist Scrum? Wo kann Scrum auch außerhalb der IT eingeführt werden? Wie schafft man es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Scrum zu begeistern? Wo liegen die Herausforderungen? – Fragen wie diese waren Thema eines Vortrags, zu dem die Fakultät Betriebswirtschaft der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) zwei ehemalige BWL-Studentinnen mit Schwerpunkt Projektmanagement eingeladen hatte.
Projektmanagement-Vorlesung hatte für Scrum begeistert
Am 25. März 2019 hielten die beiden zertifizierten "Professional Scrum Master" Julia Dekany und Celina Kostmann einen Vortrag über die Einführung und Durchführung von Projekten nach der agilen Managementmethode Scrum. Der Gastvortrag war in die Projekt-Controlling-Vorlesung im Studiengang Bachelor Betriebswirtschaft von Prof. Dr. Sabine Jaritz eingebettet. Genau diese Vorlesung im Schwerpunkt Projektmanagement besuchten die Referentinnen vor eineinhalb Jahren und wurden da von Scrum „infiziert“.
Die Vorlesung behandelt neben dem traditionellen Projektmanagement auch die agile Methode Scrum, die mit diesem Gastvortrag eingeläutet wurde. Studierende haben die Möglichkeit – welche übrigens in Deutschland derzeit einzigartig ist –, im Rahmen der Vorlesung das "Professional Scrum Master"-Zertifikat zu erwerben.
Vermittlung der agilen Arbeits- und Denkweise
Der Scrum-Vortrag stand unter dem Motto: „In einer Welt, in der Du alles sein kannst – sei agil!“ Entsprechend starteten die beiden Referentinnen mit einem Spiel, das den Teilnehmerinnen und Teilnehmern spielerisch und sehr eindrücklich die agile Arbeits- und Denkweise näherbringen sollte. Das Ziel des sogenannten „Sling-Games“ („Schlingenspiel“) ist ziemlich einfach: „Bringe das gesamte Team so schnell wie möglich durch die Schlinge.“
Die 36 Studierenden wurden in zwei Teams mit je 18 Personen aufgeteilt. Jedes Team erhielt eine Schlinge mit einem Durchmesser von etwa einem Meter. In mehreren Durchläufen, sogenannten Sprints, mit jeweils nur 30 Sekunden Zeit zur Planung, mussten die Teams alle Personen möglichst schnell durch die Schlinge bekommen und zuvor noch abschätzen, wie lange sie dafür benötigen. Die Teilnehmenden haben sich dabei selbst organisiert. Nach jedem Durchlauf haben sie kurz gemeinsam reflektiert und Verbesserungen direkt im nächsten Sprint umgesetzt. Bereits der dritte Sprint war über 50 Prozent schneller als der erste Sprint.
Die Studierenden haben durch das kurzweilige Spiel nicht nur die agile Arbeits- und Denkweise kennengelernt, sondern auch erkannt, wie schnell man Verbesserungen erzielen kann. Zudem waren sie sich einig, dass mehrere Iterationen mit jeweils nur einer kurzen Planungsphase besser sind, als eine lange Planungsphase mit nur einem Durchlauf.
Einführung in das Scrum-Framework
Nachdem alle Studierenden ein Verständnis für agiles Arbeiten erhalten hatten, erläuterten die beiden zertifizierten Scrum Master das sogenannte Scrum-Framework. Scrum ist ein inkrementeller, iterativer Ansatz, der durch ein hohes Maß an Transparenz, regelmäßiger Überprüfung und – wenn notwendig – schnellen Anpassungen gekennzeichnet ist. Mit diesem Ansatz werden Verbesserungen sehr schnell sichtbar gemacht und können so zur Motivation aller Beteiligten beitragen. Im Unterschied zum traditionellen Projektmanagement gibt es bei Scrum keine Projektleitung. Das Team arbeitet selbstorganisiert und wird von einem Scrum Master gecoacht.
Persönliche Erfahrung mit Scrum
Sowohl Julia Dekany als auch Celina Kostmann haben bereits während ihres Bachelorstudiums im Rahmen von Praktika und Werkstudententätigkeiten bei verschiedenen Unternehmen persönliche Erfahrung mit Scrum gesammelt. Die Referentinnen haben ausführlich über verschiedene Scrum-Projekte berichtet und den Studierenden konkret gezeigt, wie man das, was man in der Vorlesung gelernt hat, im Unternehmen anwenden kann. Die Firmen sind, so berichteten die beiden, mitunter sehr positiv überrascht, dass Studierende der OTH Regensburg bereits zertifizierte Scrum Master sind und somit fundiertes Wissen im Scrum-Bereich mitbringen.
Anwendungsorientierte Lehre
Der Vortrag mündete in eine Q&A-Session. Die zahlreichen Fragen spiegelten das große Interesse der Studierenden wider. Prof. Dr. Sabine Jaritz bedankte sich bei Julia Dekany und Celina Kostmann für den informativen und interaktiven Vortrag und die Beantwortung aller Fragen. Die Studierenden haben erfahren, was agiles Arbeiten bedeutet, in welchen konkreten Situationen Scrum – auch außerhalb der Softwareentwicklung – wirkungsvoll eingesetzt werden kann und wo Herausforderungen im Projektalltag liegen.
Die Referentinnen zeigten durch ihre persönlichen Geschichten, wie leicht es sein kann, Inhalte aus Vorlesungen direkt in einer Firma anzuwenden. Die Erfahrungsberichte waren letztlich auch Zeichen dafür, dass die zeitgemäße praxisorientierte Hochschulausbildung an der OTH Regensburg erfolgreich ist.