Dahinter steckt der Aufbruch in eine neue Arbeitswelt: Das Konzept einer intelligenten, vernetzten Fabrik; die Zukunft der industriellen Produktion. „Industrie 4.0 – Produktion und Automatisierung im 21. Jahrhundert“ war denn auch der Titel der Veranstaltung, zu der der Verein der Freunde der OTH Regensburg am 29. Oktober 2015 eingeladen hatte.
Nach Dampfmaschine, Fließband und Computertechnik geht es in der vierten industriellen Revolution um die Digitalisierung in der Fertigung. Eine Revolution, die in Deutschland nur allmählich ins Rollen kommt, aber gerade von großen Unternehmen, wie dem BMW Werk Regensburg oder der Maschinenfabrik Reinhausen, angepackt wird.
Deshalb zeigten Walter Stadler, Leiter Vorrichtungs- und Anlagenbau im BMW Werk Regensburg, und Johann Hofmann, Leiter ValueFacturing© der Maschinenfabrik Reinhausen, beide Alumni der OTH Regensburg, auf welche Weise Industrie 4.0 bereits in ihren Produktionshallen Einzug gehalten hat.
Automatisierte Arbeitswelt: Wie weit sind wir in Regensburg?
Die Maschinenfabrik Reinhausen ist da geradezu Vorreiter: Im Jahr 2013 gewann sie den ersten Industrie 4.0-Award für ihren intelligent vernetzten Maschinenpark. „Wir haben sozusagen eine künstliche Intelligenz als zentrale Datendrehscheibe, die alle Anlagen und Personen, die am Fertigungsprozess beteiligt sind, verbindet“, erklärt Johann Hofmann.
Dabei handelt es sich um ein Assistenzsystem, das direkte Online-Kommunikation von Maschinen untereinander sowie zwischen Mensch und Maschine in Echtzeit ermöglicht. Das ist bei der Vielzahl der am Fertigungsprozess beteiligten Softwarelösungen und Schnittstellen keine einfache Aufgabe, da verschiedenste Datensprachen beteiligt sind.
Mit Hofmanns Lösung werden sozusagen alle Daten in eine Sprache übersetzt, automatisch eingegeben, gesammelt, analysiert und weitergegeben – die Basis für eine standardisierte, transparente, höchst effiziente Hochleistungsfertigung.
Auch im BMW Werk Regensburg setzt man auf Lösungen aus der Industrie 4.0. Elektroingenieur Walter Stadler nennt als Beispiele kontextsensitive Assistenzsysteme, die als intelligente Hilfsmittel die Mitarbeiter unterstützen oder innovative Robotersysteme, die körperlich anstrengende Arbeiten übernehmen.
Gerade im Bereich Instandhaltung von Anlagen, seien vorausschauende Analysesysteme, die automatisiert Daten bereit stellen, von großem Vorteil. Man müsse beispielsweise nicht mehr warten, bis ein Gehänge in der Montage tatsächlich kaputt ist, sondern könne durch präventive Fehlererkennung solche Gehänge gezielt aussteuern.
Was Prof. Dr. Wolfgang Mauerer von der Fakultät Informatik und Mathematik der OTH Regensburg und Sprecher des Clusters INDIGO zum Thema beisteuerte, geht noch einen Schritt weiter: Um die Softwareintensität von Industrie 4.0 zu meistern, müssten Unternehmen offene Innovation zulassen und in Open-Source-Projekten Lösungen für Basisprobleme gemeinsam mit der IT-Community entwickeln, ohne eigenes industrielles Kern-Know-How preiszugeben.
"Industrie 4.0" füllt Hörsaal an der OTH Regensburg
Smart Factory, Internet der Dinge und cyber-physische Produktionssysteme: Die Begriffe, die durch den Hörsaal D002 im Maschinenbaugebäude der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) schwirrten, mögen für manche der rund 200 Zuhörer Neuland gewesen sein.
