Welche Chancen und Herausforderungen bieten Künstliche Intelligenz (KI) und Chatbots wie ChatGPT für mittelständische Unternehmen? Wie können sie erfolgreich implementiert und genutzt werden? Diese Fragen standen im Fokus der Veranstaltung „Alles KI und ChatGPT? Chancen und Herausforderungen für mittelständische Unternehmen“ an der OTH Regensburg. Experten aus Wissenschaft und Industrie diskutierten Konzepte, Strategien und Best Practices.
„Wir müssen über die einschneidenden Veränderungen, die KI mit sich bringt, reden. Wir müssen uns gegenseitig mitnehmen.“, eröffnete Eduard B. Wagner, Vorstandsvorsitzender des Vereins der Freunde der OTH Regensburg e.V., die Veranstaltung. Er dankte besonders den Referenten sowie der Horsch Maschinen GmbH und der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH für die Unterstützung der Veranstaltung.
KI-Experten aus der Fakultät Informatik und Mathematik
Sind Large Language Models (LLMs) intelligent? Prof. Dr. Timo Baumann, Experte für Sprachverarbeitung an der Fakultät Informatik und Mathematik, führte die Besucherinnen und Besucher in die technische Funktionsweise von Chatbots wie ChatGPT ein. Die Grundidee von LMS wurde bereits vor mehr als 100 Jahren entwickelt. Diese beruhten zunächst auf dem reinen Auszählen von Worthäufigkeiten auf Basis weniger vorangegangener Wörter; mittlerweile nutzt man neuronale Netze, die den Kontext für eine Entscheidung mittels Parametern bewerten und diese auf Trainingsdaten optimieren. Die objektive Leistung der LLMs sei erst kürzlich so weit angestiegen, dass ein Kipppunkt in der wahrgenommenen Qualität der Chatbots erreicht wurde. „Ich habe Ihnen erzählt, wo ich glaube, dass wir stehen. Ich weiß nicht, wann die nächste Leistungsstufe des emergenten Verhaltens erreicht wird, oder welche dies ist“, sagte Prof. Dr. Timo Baumann.
Prof. Dr. Markus Westner, ebenfalls von der Fakultät Informatik und Mathematik, beleuchtete die aktuellen und zukünftigen Auswirkungen von Sprachmodellen wie ChatGPT auf die Wirtschaft. Eine Umfrage zu Beginn seines Vortrags ergab, dass fast alle im Publikum ChatGPT bereits ausprobiert hatten und sich etwas 40-50 Prozent als intensive Nutzerinnen und Nutzer einschätzten. Dies zeigt, wie verbreitet und angenommen diese transformative Technologie bereits ist. Anhand aktueller wissenschaftlicher Studien zeigte Prof. Dr. Markus Westner beträchtliche Produktivitätssteigerungen durch den Einsatz von ChatGPT und gab einen Ausblick auf zukünftige Produktentwicklungen.
KI im Produktionsalltag
„Beschäftigen Sie sich mit KI. Der Benefit ist enorm.“, motivierte Dr. Johann Neidl, Head of Unit Digitalization bei der Horsch Maschinen GmbH, die Gäste. Dr. Johann Neidl gab einen Einblick, wie das Unternehmen seit 2018 KI schrittweise in die Unternehmensstrategie integriert hat. Die Teilnahme am Bayerischen Modellprojekt „KI-Transfer Plus“ an der OTH Regensburg ermöglichte der Horsch Maschinen GmbH die Umsetzung zweier konkreter Anwendungsfälle. Aktuell nutzt die Horsch Maschinen GmbH KI bei der Automatisierung von Stammdaten, bei Ähnlichkeitsanalysen von Bauteilen sowie bei der Objekterkennung.
Mit KI das "Energy-Trilemma" lösen
Moritz Bengler und Tobias Röhrl von der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH zeigten in ihrem Vortrag, dass KI auch in der Energietechnik angekommen ist. Sie sei ein wichtiger Faktor zur Lösung des „Energy-Trilemmas“ aus Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und sozialer Gerechtigkeit. Anhand der Anomaliedetektion am Antrieb eines Stufenschalters, ebenfalls ein Projekt im Rahmen der Initiative „KI-Transfer Plus“, präsentierten die beiden Referenten, wie die Maschinenfabrik Reinhausen GmbH KI in der Produktion zur Qualitätssicherung und im Betrieb zur Überwachung erfolgreich einsetzt.
Die Gäste hatten nach den Vorträgen die Möglichkeit, bei einem Buffet und Getränken im Foyer weiter zu diskutieren und sich auszutauschen.