Frauen können das auch!

Mit den MINT-Girls der OTH Regensburg und Universität Regensburg hatte die Gleichstellungsstelle der Stadt Regensburg zum „Mädelstalk“ eingeladen. Gast war die zukünftige Astronautin Dr. Suzanna Randall, die ihren beruflichen Weg zu den Sternen vorstellte.

Die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) spielen in den Zukunftsplänen junger Frauen noch keine große Rolle. Hier Abhilfe zu schaffen, ist ein wichtiges Ziel der MINT-Girls der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) un der Universität Regensburg. Das Veranstaltungsformat "Regensburger Mädelstalk", an dem sich auch die MINT-Girls beteiligen, bietet dazu eine gute Gelegenheit.

Mit weiblichen Vorbildern ins Gespräch kommen

Der Mädelstalk ist die logische Fortsetzung der Reihe "Spuren hinterlassen", bei der die Gleichstellungsstelle  der Stadt Regensburg in Kooperation mit Regina Hellwig-Schmid Regensburgerinnen vorgestellt hatte, die durch ihr persönliches Engagement in den verschiedensten Bereichen der (Stadt-)Gesellschaft wirkten. Diese Spurensuche nach Idolen und Idealen brachte persönliche Leistungen von Regensburgerinnen in den Bereichen Sport, Soziales, Politik, Medizin und Wissenschaft ans Licht. Kurz gesagt: Sie hat Frauen sichtbar gemacht.

Der Mädelstalk geht nun einen Schritt weiter und bringt junge Frauen mit weiblichen Vorbildern direkt ins Gespräch. Er initiiert den Austausch zwischen einer erfolgreichen Frau in einem für Frauen noch untypischen Beruf und jungen Frauen, die sich beruflich orientieren. 

Nach den Sternen greifen

Während die ersten beiden Veranstaltungen des "Regensburger Mädelstalks" sich um die Berufe Berufspolitikerin und Baureferentin gedreht und in Schulräumen stattgefunden hatten, griff man beim dritten Mädelstalk am 20. März 2018 gleich in doppelter Hinsicht nach den Sternen. Veranstaltungsort war die Sternwarte Regensburg, als Referentin eingeladen war die Astrophysikerin und angehende Astronautin Dr. Suzanna Randall.

Neben der Sternwarte konnten auch die MINT-Girls der OTH Regensburg sowie die der Universität Regensburg schnell dafür gewonnen werden, die Veranstaltung an einer dazu ungewöhnlichen Location mitzugestalten. Denn wie könnte es besser gelingen, Mädchen für MINT zu begeistern, als mit einer Frau, die seit Jahren als Astronomin arbeitet und sich nun auf den weiten Weg zu den Sternen oder konkret gesagt: zur Internationalen Raumstation ISS macht.

Dr. Suzanna Randall ist Astrophysikerin bei der European Southern Observatory (ESO) in Garching und beim  ALMA-Teleskop-Projekt in Chile. Dass sie sich als erste Astronautin Deutschlands mit dem Ziel bewarb, die erste deutsche Frau im Weltall zu werden, machte ihre Einladung zum Regensburger Mädelstalk umso spannender.

Vorbild Astronautin

Dr. Randall hat sich auf den Weg gemacht, das Weltall zu erforschen und 2020 vielleicht auch direkt zu erkunden. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Sternwarte stellte sie den fast 80 jungen Frauen und ihren Müttern, Tanten, Lehrerinnen, Betreuerinnen und Betreuern diesen außergewöhnlichen Beruf "Astrophysikerin" vor. Dabei schilderte sie die schönen und interessanten Seiten ihres Berufs – wie etwa die  Erforschung der Evolution von Sternsystemen oder die Arbeit in multinationalen Teams – ebenso wie die Härten ihres Wegs: von den Anforderungen an eine Promotion bis zu den Schattenseiten eines Lebens zwischen den Kontinenten. Und auch die Vorstellung, Astronominnen und Astronomen würden Horoskope erstellen oder ihre Zeit mit Sternbilder-Kucken verbringen, konnte sie ausräumen.

Besonders interessant war für die Zuhörerinnen ihr neues berufliches Ziel: Astronautin zu werden. Sie entkräftete das Vorurteil, Astronautinnen und Astronauten würden lediglich die Raumfähre steuern, und schilderte dagegen das tatsächliche Aufgabenspektrum auf der ISS, das inzwischen vorrangig aus wissenschaftlichen Tätigkeiten besteht. Zudem machte sie deutlich, dass der Gender-Ansatz bislang nicht berücksichtigt ist. So ist die Wirkung der Schwerelosigkeit auf den weiblichen Körper bis dato noch unerforscht ebenso wie mögliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern wie etwa das schlechtere Nahsehen von Männern im Weltraum.

Alles in allem aber machte Dr. Randall mit ihrem engagierten Vortrag, der ihre Begeisterung für ihre beruflichen Ziele spürbar werden ließ, den Besucherinnen Mut, später vielleicht auch einmal nach den Sternen zu greifen und sich auf dem Weg dorthin zu denken: "Frauen können das auch. Ich kann das auch."

Initiative „Astronautin“ 

Bislang waren alle deutschen Astronauten männlich. Die Initiative „Astronautin“, die gegründet wurde, um Frauen und Mädchen für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern, möchte dieses Missverhältnis ändern und die erste deutsche Frau ins Weltall und zur Internationalen Raumstation ISS schicken. Neben Experimenten in Physik, Geowissenschaften und Klimaforschung sollen auf der Raumstation ISS schließlich auch Erkenntnisse zur weiblichen Physiologie und Psychologie gesammelt werden. Denn: "Es gibt Unterschiede zwischen Männern und Frauen, vor allem was die Hormone betrifft", so DLR-Expertin Claudia Stern. Beispielsweise veränderten sich in der Schwerelosigkeit die Augen, männliche Astronauten könnten häufiger in der Nähe schlechter sehen. "Es sieht so aus, als wäre das bei Männern ausgeprägter." Genaues kann die Forschung bisher aber nicht sagen.

Die Astrophysikerin und zukünftige und erste deutsche Astronautin Dr. Suzanna Randall beim "Regensburger Mädelstalk" in der Sternwarte Regensburg.
Die Astrophysikerin und zukünftige und erste deutsche Astronautin Dr. Suzanna Randall beim "Regensburger Mädelstalk" in der Sternwarte Regensburg. Foto: Stadt Regensburg, Stefan Effenhauser