Bei der von der Akademie Ostbayern-Böhmen veranstalteten Exkursion nach Weltenburg im Rahmen des Jahresthemas „Energiewende“ wies Abt Thomas Maria Freihart OSB gleich zu Anfang darauf hin: Die Katastrophe des Jahrhunderthochwassers an Pfingsten 1999 war ausschlaggebend. Damals stand das Wasser in der berühmten Asam-Kirche knapp 50 Zentimeter hoch, die übrigen Klosteranlagen lagen 1,40 Meter unter Wasser. Damit war der Startschuss gegeben für eine umfangreiche Gesamtinstandsetzung von 1999 bis 2008.
Obwohl der Kirchenraum seitdem nicht mehr überflutet wurde, ist der Kampf gegen die Feuchte im Inneren des Bauwerks noch nicht zu Ende. Aufgrund der exponierten Lage in der Weltenburger Enge, unmittelbar angrenzend an den Frauenberg und die Donau, ist die Kirche einem permanenten Feuchteeintrag ausgesetzt. Das Ergebnis: Die hohe Raumluftfeuchte schadet auf Dauer erheblich der Bausubstanz und der kostbaren Asam-Kirchenausstattung.
Konzept zur Optimierung der Raumklimatik
Obwohl im Rahmen der Generalsanierung bereits Anlagentechnik implementiert wurde, um der Feuchteproblematik entgegenzuwirken und das Raumklima zu stabilisieren, ergaben die Untersuchungen der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg), dass diese Maßnahmen bis heute nicht ausreichend greifen. In dem 2017 abgeschlossenen Forschungsprojekt wurde, basierend auf einer geodätischen und bauphysikalischen Bestandsaufnahme, ein Konzept entwickelt, um die Raumklimatik im Inneren der Klosterkirche zu optimieren und somit einen entscheidenden Beitrag zur weiteren Erhaltung der Bausubstanz und der wertvollen Ausstattung zu leisten.
Projektleiter war M.Sc. Johannes Stierstorfer, der im Rahmen seiner Masterarbeit an der OTH Regensburg über das Thema "Bauklimatische Optimierung im historischen Bestand" am Beispiel Weltenburgs forschte und dafür den "Science Award 2017" gewann. Prof. Dr. Oliver Steffens, Dekan der Fakultät Allgemeinwissenschaften und Mikrosystemtechnik, der von 2012 bis 2017 das "Kompetenzzentrum Nachhaltiges Bauen" an der OTH Regensburg initiierte und leitete, war als einer der Betreuer von Johannes Stierstorfer ebenfalls bei der Exkursion nach Weltenburg vor Ort und führte zusätzliche Informationen zum Forschungsprojekt an.
Anschaulich: Ausführungen exklusiv vor Ort
Die Wissenschaftler sind überzeugt, durch technische Analysen wie Klimamonitoring und CFD-Simulationen im Rahmen ihres Forschungsprojekts einen funktionierenden Weg gefunden zu haben, das Raumklima erfolgreich zu stabilisieren. Hierbei könne auch das bereits vorhandene Anlagen- und Kanalsystem integriert werden. Um die Anschaulichkeit zu verdeutlichen, durfte die Gruppe ausnahmsweise sogar in die Tambourzone der Klosterkirche hinaufsteigen, wo Stierstorfer weitere Ausführungen zu dem von ihm entwickelten Konzept gab.
Nach der getanen Forschungsarbeit der Wissenschaftler liegt es nun beim Staatlichen Bauamt Landshut, das Konzept endlich in die Praxis umzusetzen, um das unersetzbare Asam-Kunstwerk zu erhalten. Allerdings sorgt ein Wechsel in der Personalstruktur beim Amt momentan noch für Stillstand, wie die Akademie Ostbayern-Böhmen erfahren konnte.
Nach dem Mittagessen in der Klostergaststätte führte Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Morsbach, der an der OTH Regensburg Denkmalpflege und Kunst- und Architekturgeschichte lehrt, auf den Frauenberg zu den baulichen Resten der aus dem 10. Jahrhundert stammenden Weltenburg – Namensgeberin des Klosters – sowie zur Frauenbergkapelle, deren Unterkirche sogar besichtigt werden konnte, und erklärte weitere Punkte zu den berühmten Brüdern Asam.