Erste Fahrt nach 57 Jahren für historischen Triebwagen

Nach bestandenem Motortest hat der historische Triebwagen der alten Regensburger Straßenbahnlinie 1 einen ersten Fahrtest absolviert. Möglich wurde dies durch die Unterstützung der Professoren Dr. Anton Haumer und Dr. Bernhard Hopfensperger.

Bereits im Jahr 2020 hatte der Verein Interessengemeinschaft Historische Straßenbahn Regensburg e.V. (IG Straßenbahn) Kontakt zum Labor für Elektrische Maschinen und Antriebstechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) aufgenommen. Die Fahrtüchtigkeit des Triebwagens, der zuletzt im August 1964 auf den Schienen in der Stadt seine Runde drehte, sollte überprüft werden. Dazu wurde ein Motortest durchgeführt, dessen Ergebnisse wissenschaftlich aufbereitet wurden und in eine Bachelorarbeit mündeten.

Für den Fahrtest musste zunächst genügend Fahrstrecke geschaffen werden. Deshalb installierte die IG Straßenbahn eigens eine 20 Meter lange provisorische Gleisverlängerung aus der Lagerhalle im Stadtosten heraus. Nach Verkabelung und entsprechenden Einstellungen der mitgebrachten elektrischen Ausrüstung aus dem Labor war es soweit: Labormeister Walter Stelzl legte den Schalter um und der Triebwagen bewegte sich nach 57 Jahren erstmals wieder auf Gleisen. „Normalerweise fährt der Triebwagen an einer 600-Volt-Oberleitungsspannung, doch für diesen Test reichten 60 Volt aus einem Netzteil, das wie ein Wasserkocher aus einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose gespeist wurde“, erklärte Prof. Dr. Bernhard Hopfensperger.

Nun soll der in die Jahre gekommene Triebwagen in Krakau restauriert werden.  Voraussichtlich im Sommer 2023 kehrt er von dort frisch restauriert zurück und soll dann mithilfe eines von der OTH Regensburg ausgearbeiteten Antriebskonzeptes für einen regelmäßigen Demonstrationsbetrieb verwendet werden. Vielversprechende Konzeptideen, vergleichende Simulationsuntersuchungen und erste praktische Labortests, die in diese Richtung zielen, verfasst aktuell Clemens Hauser in seiner Masterarbeit im Studiengang Elektromobilität und Energienetze. Eine Fortführung dieser Ideen und Weiterentwicklung zur konkreten, sicheren und zuverlässigen Praxistauglichkeit ist im Rahmen einer nächsten Masterarbeit bereits geplant.

Vorne von links: Masterand Clemens Hauser, Prof. Dr. Bernhard Hopfensperger und Masterand Dominik Kemeter. Hinten von links: Laboringenieur Johannes Weiß und Labormeister Walter Stelzl.
Vorne von links: Masterand Clemens Hauser, Prof. Dr. Bernhard Hopfensperger und Masterand Dominik Kemeter. Hinten von links: Laboringenieur Johannes Weiß und Labormeister Walter Stelzl. Foto: Labor Elektrische Maschinen und Antriebstechnik