Eisbärenfell und Rettungsdecke für Hauswände

Sebastian Malz hat neue Dämmkonstruktionen erarbeitet, die unter anderem die Wärme der Sonne ins Innere von Gebäuden leiten. Vor Kurzem hat er seine Doktorarbeit dazu erfolgreich verteidigt.

In dem Projekt „Energetische Modernisierung des genossenschaftlichen Wohnquartiers Margaretenau in Regensburg (MAGGIE)“ wurden an der OTH Regensburg in den vergangenen Jahren innovative Dämmkonzepte für Bestandsgebäude entwickelt und untersucht. Die visionäre Zielsetzung des Projekts war es, die Gebäude der Siedlung zu modernisieren, ohne die Warmmieten ansteigen zu lassen. Einen wichtigen Baustein dazu lieferte Sebastian Malz. Seine Doktorarbeit mit dem Titel „Innovative Dämmkonzepte für den Massivbau unter besonderer Berücksichtigung von Wärmestrahlung in gemäßigten Breitengraden“ hat er nun vorgelegt und erfolgreich verteidigt.

Energiesparpotenziale bis zu 20 Prozent

Die Ausgangslage für Sebastian Malz‘ Arbeit bot ein zementbasierter, mit Mikrohohlglaskugeln gefüllter Dämmputz. Dieser sollte die Übertragung von kurzwelliger Solarstrahlung zum Mauerwerk ermöglichen, wo die Strahlung – wie beim Fell eines Eisbären – absorbiert und als Wärme ins Mauerwerk eingespeichert wird. Ein Simulationsmodell zeigte allerdings, dass das neuartige Putzsystem ohne weitere Maßnahmen dafür ungeeignet ist. Als wirkungsvoll erwies sich die Strukturierung mit „lichtleitenden Elementen“ in Gestalt von Kapillaren, die das Licht passieren lassen, ohne die Dämmwirkung des Putzes zu reduzieren. 
Neben dieser „solaraktiven Dämmung“ entwickelte Malz für verschattete Fassaden Mehrschichtkonstruktionen aus Luftkammern, die die Wärmestrahlung – ähnlich einer Rettungsdecke oder einer Thermoskanne – nach innen reflektieren, um Wärmeverluste nach außen zu verringern. 
Darüber hinaus wurde der Effekt einer speziellen strahlungsreflektierenden Farbschicht an der Wandinnenseite untersucht. Diese fördert die von den Bewohnerinnen und Bewohnern empfundene Behaglichkeit, ohne Erhöhung der Raumtemperatur. Wie Sebastian Malz herausfand, lagen die Energieeinsparpotenziale allein dadurch bei bis zu 20 Prozent.

„Neue Lösungsansätze für den Wärmeschutz“

„Mit seinem Beitrag zum Projekt MAGGIE stellt Sebastian Malz‘ Arbeit einen wichtigen Teil eines Gesamtpakets dar, das als Vorbild für die Sanierung weiterer Bestandsbauten dienen kann“, sagt Prof. Dr. Oliver Steffens, Projektleiter von MAGGIE und Vizepräsident für Forschung und Internationalisierung der OTH Regensburg. „Die Vereinbarkeit von Klimaschutz und Denkmalpflege verlangt nach neuen Lösungsansätzen für den Wärmeschutz von historischen Gebäuden. Die Nutzung solarer Erträge und der reduzierte Einsatz von Dämmstoffmaterial stellen hier wichtige Aspekte dar.“
Die Dissertation entstand im Rahmen einer Verbundpromotion zwischen der Universität Bayreuth (Lehrstuhl Keramische Werkstoffe) und der OTH Regensburg.