Max Gmelch begeisterte Jury und Publikum mit seinen unterhaltsamen Erläuterungen zum Thema Einzelmolekülfloureszenzspektroskopie. Schon nach diesem einen ersten Wort wäre die normale Reaktion unter Laien „Wie bitte?“ Genau aus diesem Grund ist der Science Slam initiiert worden: Ähnlich einem Poetry Slam sollen die Beteiligten in maximal drei Minuten ihr Forschungsthema oder ein anderes wissenschaftliches Thema ihrer Wahl unterhaltsam und überzeugend erläutern, so dass auch Laien verstehen, worum es geht.
Im Endeffekt will der Wissenschafts-Talk aber noch mehr bewirken, nämlich außer Verstehen auch Interesse an den MINT-Fächern wecken, die offensichtlich gar nicht so trocken sind, wie der Ruf, der ihnen vorauseilt, sie erscheinen lassen. Im Gegenteil: In den naturwissenschaftlichen Fächern wird in Bereichen geforscht, von denen Menschen immer wieder tangiert werden und die das Leben nachhaltig verändern können.
Die Teilnehmer
Max Gmelch klärte das Publikum anhand der Simpsons und Chef Wiggum bzw. Rex Banner über das Forschungsthema auf, mit dem er sich derzeit an der Universität Regensburg am Lehrstuhl von Prof. Dr. Lupton befasst: Während Chef Wiggum auf der Suche nach einer bestimmten Person einer großen Menschenmasse in seiner Stadt gegenüberstehend zunächst nichts Außergewöhnliches sehen und deshalb feststellen würde: „Die haben alle einen gelben Kopf“, würde der clevere Rex Banner etwas genauer hinschauen und jeden einzeln betrachten, um doch die entscheidenden Unterschiede auszumachen.
Max Gmelch erforscht zusammen mit Kollegen die Eigenschaften von organischen Leuchtdioden, die von weitem betrachtet alle scheinbar dieselben Eigenschaften aufweisen, z.B. in der Masse gelb leuchten, bei genauer Untersuchung aber sehr wohl differieren und unterschiedliches Licht abgeben. Die leuchtenden Moleküle sollen zukünftig bei der Produktion von flexiblen Displays Verwendung finden.
Robert Frielinghaus, der Gewinner des Bayerncontest im vergangenen Jahr lieferte eine Fortsetzungsstory zu seinem letzten Auftritt. Bei ihm tanzten die Elektronen Paul und Paula, die sich 2014 im Supraleiter glücklich gefunden haben, inzwischen gemeinsam Walzer – und zwar nach dem Motto „gute Zeiten, schlechte Zeiten“ dank des Quantencomputers sowohl „links- als auch rechtsherum“.
Neben einem Geldpreis im Wert von 300 bzw. 200 Euro erhalten die Gewinner von FameLab zugleich die Möglichkeit, an einem umfassenden Kommunikationstraining teilzunehmen, das in Berlin zur Vorbereitung auf die nächste Entscheidungsrunde aber auch für das weitere Berufsleben gehalten wird. Auch wenn es bei Robert Frielinghaus dieses Mal nur zur Zweitplatzierung reichte – der am Froschungszentrum Jülich tätige 29-jährige Physiker ist trotzdem begeistert: „Endlich kann ich das Kommunikationsseminar in Berlin besuchen, was ich aus Zeitgründen im letzten Jahr leider nicht geschafft habe“.
Benjamin Großmann, von der OTH Regensburg, im Forschungsbereich Robotik tätig, beschrieb mit seinem Vortrag die Wirkungsweise eines Exoskeletts, mit dem er direkt auf die Bühne kam. Das Gestell, das an jeden Körper individuell angepasst werden kann, soll es zukünftig ermöglichen, über pneumatisch betriebene künstliche Muskeln Industrieroboter fernzusteuern.
Sein Kollege, Johannes Höcherl widmete sich der Interaktion Mensch-Roboter. Er arbeitet an der Vision, dass Roboter demnächst direkt auf das Befinden ihrer "menschlichen Kollegen" eingehen können, so dass sich Mensch und Maschine im Berufsleben perfekt ergänzen und "bis zum Schichtwechsel" glücklich miteinander leben können.
Christian Schmid berichtete aus seinem Biologie-Studium. Ihn hätte es vor allem das Chamäleon angetan, dass sich praktisch jeder Umgebung anpassen kann. An dieses Phänomen anknüpfend führte er Untersuchungen durch, die ihn zu dem Schluss führten durch den Einsatz von sogenannten Metamaterialien sei dieses Prinzip bald auch für Menschen nutzbar - und zwar soweit, bis der Mensch bald nur noch sehen könne, was er sehen wolle.
Die Jury war von allen Vorträgen begeistert - auch von dem des eingeschleusten schwarzen Schafs Tobias Schmid (alias Christian Schmid) vom Improvisationstheater der Universität, der sich kurz vor der Abstimmung outete und im Endeffekt natürlich nicht bewertet wurde. Ihnen sei an manchen Stellen ein Licht aufgegangen.
Genau wie das Publikum fühlten sich die Jury-Mitglieder bestens unterhalten und stellten interessierte Fragen an die Darsteller, gaben Ratschläge für die Zukunft und waren begeistert ob der Originalität und Klarheit der einzelnen Vorträge. Dr. Thomas Diefenthal, Geschäftsführer vom Bio-Park meinte: „Alle waren wunderbar erfrischend“.
Und der Personalleiter von Continental Regensburg Michael Staab meinte vielleicht mehr als nur scherzhaft, dass er durchaus bei der Produktion des Gerätes, wie es sich Johannes Höcherl vorstellt, Interesse an dem Erwerb einer Aktie habe. In der Jury waren außerdem vertreten: Der OTH-Präsident Wolfgang Baier, Prof. Dr. Christoph Wagner, Ordinarius für Kunstgeschichte und Vizepräsident der Universität Regensburg sowie die Schauspielerin und Regisseurin Meike Fabian.
Das Publikum ging begeistert mit. Und auch Oberbürgermeister Joachim Wolbergs freute sich über den regen Zuspruch, den FameLab in Regensburg erfahre, der sich in der prall gefüllten Alten Mälze am gestrigen Abend deutlich widerspiegelte: „Ich finde es wichtig, dass wir das Interesse und die Neugier für Forschung, Innovation und Technik wecken.
Denn so gut es uns auch derzeit hier in Regensburg geht – wir müssen etwas dafür tun, dass das auch so bleibt. Und da wir in Deutschland keine bedeutenden Ressourcen haben, ist unser wichtigstes Gut das Wissen, das wir mit den jüngeren Generationen weiter ausbauen müssen. Darum ist auch ein Format wie FameLab wichtig, um die Bedeutung von Forschung und Technik und die Verknüpfung von Kommunikation und Wissen zu verdeutlichen“. Er sei froh, dass der Bayern Contest von FameLab in Regensburg ausgetragen werde.
Internationaler Ausscheid mit Finale in Großbritannien
Der vom British Council betreute Science Slam hat sich seit 2006 zu einem der weltweit renommiertesten Formate der Wissenschaftskommunikation in den Bereichen der Natur- und Technikwissenschaften entwickelt. 2011 fand er erstmals unter deutscher Beteiligung statt. In diesem Jahr wurde FameLab zum zweiten Mal auf Bayernebene in Regensburg ausgetragen.
Die Finalisten Max Gmelch und Robert Frielinghaus fahren beide dementsprechend im Mai weiter nach Karlsruhe, wo sie am Germany Finale teilnehmen. Sollte einer der beiden dort ebenfalls den Sieg davon tragen, würde er im Anschluss Deutschland im Rahmen des Cheltenham International Science Festivals in Großbritannien vertreten.
Bis dahin haben die beiden aber noch Zeit sich vorzubereiten, und Max hat vor allem noch die Möglichkeit, sich ausreichend zu belesen. Denn als Publikumsliebling hat er auch noch ein Jahres-Abo des Monatsmagazins "Geo" gewonnen. Max Gmelch war noch nach der Veranstaltung überrascht. Er habe wohl schon einige Male an die Teilnahme bei einem Science Slam nachgedacht, dies aber nie umgesetzt. Dass es nun gleich beim ersten Mal für ihn so glorreich ausging, bestärkt ihn umso mehr in seinem Vorhaben: "Ich kann mir durchaus vorstellen, zukünftig mehr in der Öffentlichkeit zu arbeiten".
Denn sein Anliegen sei es tatsächlich, das triste Image, das die Physik anhänge, aufzupäppeln. Der Verständnislosigkeit unter der breiten Bevölkerung will er entgegentreten und physikalische Themen greifbar und verständlich machen. Mit seinem Vortrag am gestrigen Tag ist dies schon bestens gelungen.
Seine Leuchtkonstruktion, die er eigens für FameLab produziert hat, wird vermutlich einen eigenen Ausstellungsplatz bei NACHT.SCHAFFT.WISSEN. 2015 bekommen.