Männer waren in der Gründungsszene in Deutschland lange unter sich. Die Ergebnisse des aktuellen Global Entrepreneurship Monitors (GEM) Länderbericht 2020/21 zeigen, dass sich das Verhältnis von weiblichen und männlichen Gründer*innen im Jahr 2020 angenähert hat. Das liegt aber im Wesentlichen daran, dass die Gründungsquote der Männer relativ stark von 9,5 Prozent (2019) auf 5,1 Prozent (2020) gesunken ist, während sich die Gründungsquote der Frauen im gleichen Zeitraum weniger stark verändert hat (Rückgang nur um 1,2 Prozent). „Damit hat Deutschland im internationalen Vergleich aktuell eines der ausgeglichensten Geschlechterverhältnisse unter Gründenden“, weiß Brigitte Kauer vom start-up center der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg). „Leider kann ich das aber aus meiner täglichen Praxis heraus nicht bestätigen“, fügt die Gründerberaterin an. Sie betreue im start-up center immer noch wesentlich mehr Studenten als Studentinnen bei ihren Ausgründungsvorhaben.
Zu ersten Schritten ermutigen
Um dem etwas entgegenzusetzen hat Kauer zusammen mit Madeleine Sado, der Gründerin von Digitalvia Women, im Rahmen der Gründungswoche Deutschland einen Workshop für Studentinnen organisiert und angeboten. Damit wollte man Studentinnen der OTH Regensburg ansprechen, die sich vielleicht mit einer Idee beschäftigen, sich aber bislang nicht an die ersten Schritte der Umsetzung gewagt haben. Zugleich wollte man den Startschuss zur Initiative „Empowering Female Entrepreneurs“ an der OTH Regensburg geben.
„Madeleine war als Referentin des Workshops meine erste Wahl“, so Brigitte Kauer, „denn bei ihrer Gründung steht Frauen-Empowerment im Fokus – mithilfe von Workshops, ihrer digitalen Plattform und einem Netzwerk unterstützt sie Frauen dabei, ihr Potenzial zu entfalten.“ Auf der anderen Seite sei es für sie selbstverständlich gewesen, einer Gründerin der OTH Regensburg die Chance zu geben, diesen Workshop durchzuführen und Erfahrungen im Kontext ihrer Gründung zu sammeln. Schön sei zudem gewesen, dass im Vorfeld zwei interessierte Alumna der OTH Regensburg, Alexandra Hoyer und Marion Hornung, an der Konzeption des Workshops mitgewirkt hätten.
Impulse für eigenes Handeln entwickeln
Im Mittelpunkt des Workshops, an dem 20 Studentinnen teilnahmen, stand ein Design-Thinking-Prozess mit den Phasen „Verstehen“, „Beobachten“, „Synthese“, „Ideation“, „Prototyping“ und „Testen“. Der Ablauf war eingebettet in die Story von Anna, einer Freundin von Sado. Anna hat zwar eine Gründungsidee, traut sich aber nicht, diese anzugehen und findet immer wieder Entschuldigungen, um sich letztendlich selbst im Weg zu stehen. Durch die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen von Anna, mit dem Finden von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Bezug auf sich selbst konnten die Teilnehmerinnen im Workshop verschiedenste Lösungen entwickeln, die am Ende auch Impulse für ihr eigenes Handeln geben können.
Die Erkenntnisse waren vielfältig und reichten von „sich auf eine Sache konzentrieren“, „sich selbst Fehler zugestehen“ bis hin zu „mehr netzwerken“. Besonders die lockere und doch gleichzeitig kreative Atmosphäre im Workshop hat die Teilnehmerinnen überzeugt. So gab es viel Lob für die Veranstaltung und auch den vielfach geäußerten Wunsch nach einer Fortsetzung.
Strategiekartenset und Booklet überreicht
Zur weiteren Unterstützung und Motivation hatten Sado und Kauer für die Studentinnen aber noch eine Überraschung parat: Im Rahmen des Gründungscoachings von Sado im start-up center ist die Idee zu Strategiekarten entstanden. Sado hat unter dem Titel „Blind Dates mit Womenpreneur Mindset“ zehn Karten entwickeln und umgesetzt, die Klammer bildet ein Booklet, das Sados eigene Geschichte, die Story von Anna und Tipps für die Arbeit mit den Strategiekarten enthält. Alle Workshop-Teilnehmerinnen erhielten zum Abschluss ein Kartenset samt Booklet überreicht. Mit diesem Set können sie gut weiterarbeiten: Jede Karte gibt eine Kernbotschaft und Beispiele, wie man diese umsetzen kann. Ein spezieller Tipp von Sado auf jeder Karte motiviert außerdem dazu, ins Handeln zu kommen.
