„DIESEL - Quo Vadis?“

Vor Kurzem fand eine gemeinsame Veranstaltung von OTH Regensburg und VDI Regensburg mit Vorträgen über die Zukunft und die Forschung von Dieselmotoren statt.

Am 16. November 2017 erhielten im Stanglmeier-Hörsaal technisch Interessierte aus der Region Regensburg einen fundierten Einblick in die Nutzung des Diesel-Motors und allgemein des Verbrennungsmotors bei zunehmend strikteren Umweltauflagen. Auf der Agenda standen Vorträge von Professor Dr. Hans-Peter Rabl, OTH Regensburg, Professor Dr. Frank Atzler, Westsächsische Hochschule Zwickau, Professor Dr. Frank Herrmann, OTH Regensburg, und Dr. Oliver Maiwald, Senior Vice President Powertrain Technology & Innovation, Continental Automotive GmbH.

Prof. Dr. Frank Herrmann über Folgen von Dieselgate

Nach der Begrüßung  warf Professor Dr. Frank Herrmann in seinem Eingangsvortrag die Frage auf, ob ein Liebesentzug zwischen den Deutschen und ihrem vermeintlich liebsten Kind, dem Auto, gerade stattfindet. Im Kern besteht der Ausgangspunkt in dem im September 2015 in den USA entdeckten Betrug von dem Volkswagen-Konzern (VW), bei dem VW jahrelange seine Dieselautos mittels Software so manipulierte, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Abgasgrenzwerte auf dem Prüfstand, aber nicht auf der Straße eingehalten werden. Das Schadensvolumen von diesem so genannten Dieselgate hat bis heute den Wert von 25,1 Milliarden Euro überschritten, und es ist mit weiteren hohen Strafzahlungen zu rechnen.

Zugleich hat die Automobilindustrie für den deutschen Industriestandort eine sehr hohe Bedeutung; konkret erzielte diese Branche mit 828.000 Beschäftigten einen Umsatz von 407 Milliarden Euro. Ein Fünftel dieser Mitarbeiter/innen arbeiten in Produktion und Entwicklung von Dieselmotoren und bei einem Verzicht auf Verbrennungsmotoren wären von 426.000 Beschäftigten der Arbeitsplatz gefährdet.

Prof. Dr. Herrmann führte weiter aus, dass der Anteil der neu zugelassenen PKWs mit einem Dieselmotor in  der Gesamtanzahl  in den ersten zehn Monaten in diesem Jahr so stark abnahm, dass der CO2-Ausstoß deutlich angestiegen sei. Dies sei ungünstig für die Erreichung der Klimaziele und lässt es sehr wahrscheinlich werden, dass die Unternehmen Strafen für die Überschreitung von CO2-Grenzwerten bezahlen müssten, die von der EU ab 2021 festgesetzt worden sind. Mit dem Auszug von Fakten aus dem Vortrag belegte Herrmann, dass es sich um ein substantielles Problem handelt. Seine (aufgezeigte) Vielschichtigkeit wird noch dadurch erhöht, dass das Verhalten der Unternehmen und ihrer Führungskräfte zunehmend stärker kritisiert wird.

Möglichkeiten der Verbesserung des Dieselmotors

Neben dieser Bestandsaufnahme wurden die Einflussfaktoren und Ansatzpunkte auf die einzelnen Emissionen aufgelistet, nämlich Fahrstil und Landschaft, Umgebung (Temperatur), Zusammensetzung des Kraftstoffes, Konstruktion des Motors und seine Steuerung. Professor Dr. Frank Atzler von der Westsächsischen Hochschule Zwickau stellte Möglichkeiten der Verbesserung des Dieselmotors vor. Folgende beiden Verbesserungen wurden von Atzler stellvertretend genannt: Mit dem so genannten „Catalyst heat management“ würde eine Reduktion der Stickoxid-Emissionen (NOx) um 37 Prozent bei gleichzeitigem Anstieg der CO2-Emissionen um vier Prozent erreicht. Eine weitere Möglichkeit sei die sogenannte „Super Clean Electrified Diesel Strategy“ mit der die NOx-Emissionen um weitere 25 Prozent reduziert werden können und zwar bei gleichzeitiger Reduktion der CO2 Emissionen um vier Prozent.

Dr. Oliver Maiwald, Senior Vice President Powertrain Technology & Innovation, Continental Automotive GmbH, erläuterte das so genannte "Connected Energy Management" mit dem im Kern ein vorausschauendes Fahren möglich sei; hier wird unter anderem Big Data eingesetzt. Damit sei eine Reduktion der CO2-Emissionen um neun Prozent möglich.

Mit dem so genannten "Synthetic Fuels", einer Beimischung von erneuerbaren und CO2-neutralen Stoffen, wird erwartet, dass weitere Verbesserungen erzielt werden können. Zum letzten Punkt stellte Professor Dr. Hans-Peter Rabl, OTH Regensburg, ein Forschungsprojekt vor und nannte weitere Beispiele zur Forschung an Dieselmotoren. Einzelne Aspekte der Vorträge wurden in der Podiumsdiskussion im Hörsaal und danach im geselligen Beisammensein vertieft. Insgesamt hielt Prof. Dr. Herrmann fest, dass auf den Verbrennungsmotor im Allgemeinen und dem Dieselmotor im Besonderen noch längere Zeit nicht verzichtet werden könne.  

Referenten zum Themenabend „DIESEL - Quo Vadis?“
Referenten zum Themenabend „DIESEL - Quo Vadis?“: (von links) Professor Dr. Hans-Peter Rabl, OTH Regensburg, Professor Dr. Frank Atzler, Westsächsische Hochschule Zwickau, Professor Dr. Frank Herrmann, OTH Regensburg, und Dr. Oliver Maiwald, Senior Vice President Powertrain Technology & Innovation, Continental Automotive GmbH.
Zahlreiche interessierte Zuschauer/innen kamen zum Themenabend in den Stanglmeier-Hörsaal. Fotos: OTH Regensburg