„Das Gebäude ist einzigartig in seinem Raumkonzept“, sagt Prof. Andreas Emminger. Der Dekan der Fakultät Architektur an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) hat zusammen mit seinen Kolleg*innen und rund 700 Studierenden das neue Gebäude der Fakultät an der Galgenbergstraße nun auch offiziell bezogen. Gerhard Haslbeck, Bereichsleiter Hochschulbau beim Staatlichen Bauamt Regensburg, sagte bei der symbolischen Übergabe, Hochschule und Bauamt hätten in „gedeihlichem Zusammenwirken“ ein anspruchsvolles Projekt zum Erfolg geführt. Die Gesamtkosten des Neubaus liegen bei rund 34 Millionen Euro.
Kein klassisches Hörsaalgebäude
„Außergewöhnlich“, „überregionale Ausstrahlung“, „beeindruckend“: Die Verantwortlichen sparten nicht mit Lob für den vom Architekturbüro Henning Larsen (Kopenhagen/München) entworfenen Neubau. Wer Dekan Emminger oder Bauoberrat Stefan Krabatsch vom Staatlichen Bauamt lauscht, stellt schnell fest: Der Bau hat wenig gemein mit einem klassischen Hörsaalgebäude. Man hat hier etwas gewagt, architektonisch und vor allem, was das Raumkonzept und dessen Ausgestaltung in der Nutzung angeht.
„Transparenz in der Lehre“
Ein gewaltiges, lichtdurchflutetes Atrium bildet das Zentrum des Neubaus. Beginnend gleich nach dem Haupteingang schraubt sich eine offene „Raumspirale der Lehrarbeitsräume“ über fünf Ebenen nach oben. Deutlich sichtbar machen das weitläufige Treppenanlagen, die für seminaristischen Unterricht und für Seminarkritiken dienen. „Transparenz in der Lehre“ heißt Prof. Emminger zufolge an der Fakultät Architektur der OTH Regensburg auch, dass in diesen Kommunikationsbereichen über die Grenzen von Semestern und Studiengängen hinweg gearbeitet, gelehrt und gelernt wird. Der Kontakt und der Austausch zwischen den Studierenden der Architektur, der Historischen Bauforschung, der Bauklimatik und des Industriedesigns ist gewollt und soll durch die großzügigen, offenen Räume gefördert werden. Freilich gibt es auch Konzentrationsbereiche mit klassischen Seminarräumen, Laboren und einen großen Hörsaal.
Raum- und Lehrkonzept vereinen sich
Basis dafür ist ein Lehrkonzept, das in den vergangenen Jahren am Standort Prüfening eingeführt und verfeinert worden war. Die Fakultät hat schon bei der Mitarbeit an der Ausschreibung für den Neubau darauf geachtet, dass „Raum- und Lehrkonzept zu einem einzigen Ganzen werden“, so Emminger. Krabatsch sagt, es sei „ganz entscheidend“ gewesen, was die Fakultät Architektur hier formuliert und beschrieben habe.
Da trifft ein digitales Cybercraft-Labor auf klassischen Modellbau mit Holz, da trifft das Arbeiten mit Gips und Keramik auf Lasercutter und 3D-Druck, da treffen Grundlagen wie Baustoff- und Vermessungskunde auf experimentelles Gestalten. Kein Wunder also, dass der Dekan sagt: „Wir sind extrem gut ausgestattet.“ Angesprochen auf die Millioneninvestition des Freistaats Bayern betont Prof. Emminger, es sei „ein Glücksfall, dass uns die Gesellschaft die Möglichkeit gibt, in diesem Umfeld junge Menschen auszubilden. Wir versuchen, das zurückzugeben“.
„In Beton gegossene Didaktik“
Prof. Dr. Wolfgang Baier, Präsident der OTH Regensburg, wollte es ausnahmslos positiv verstanden wissen, als er den Neubau für die Fakultät Architektur als „in Beton gegossene Didaktik“ bezeichnete. Man wolle Maßstäbe in der Ausbildung von Architekt*innen setzen. Das Interesse von Universitäten und Hochschulen am Neubau auf dem Campus der OTH Regensburg und dem Konzept dahinter sei schon jetzt vorhanden. Prof. Dr. Baier dankte allen Beteiligten auf Seiten der Hochschule und des Staatlichen Bauamts für das große Engagement zum Gelingen des Projekts. Ganz abgeschlossen ist es noch nicht: In den kommenden Wochen und Monaten werden Restarbeiten erledigt, vor allem in der vorlesungsfreien Zeit, damit der Lehrbetrieb möglichst wenig gestört wird.
Öffentliche Veranstaltungen wird es in dem Gebäude auch geben. Etwa in Zusammenarbeit mit der Stadt Regensburg am 23. November 2021 um 18 Uhr mit einer Kunstausstellung zum Thema „Zero Waste“. Architektur-Interessierte sollten sich das nicht entgehen lassen – auch wegen des Ausblicks über Stadt und Umland, von den Winzerer Höhen bis zur Walhalla.