Bauingenieurstudentin verbringt zehn Monate in Bergdorf

Aus einem dreimonatigen Aufenthalt in einem argentinischen Bergdorf im Rahmen ihrer Bachelorarbeit wurden zehn Monate: Bettina Zimmermann hat die Corona geschuldete Verlängerung ins Positive ummünzen können.

Sonnenschein bei 30 Grad Celsius, ganz viel Musik und Tanz: So sah der Jahreswechsel von Bettina Zimmermann aus. Die 23-Jährige, die im Januar 2021 wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, hat turbulente zehn Monate hinter sich: Im März 2020 war sie in das argentinische Bergdorf Umepay gereist, um dort zu recherchieren für ihre Bachelorarbeit zur örtlichen Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung. Im Juni 2020 sollte ihr Flug zurück gehen. Doch Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Durch den Lockdown war es der Bachelorandin von Prof. Andreas Ottl, Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen, schlichtweg nicht mehr möglich, zurückzufliegen. Gemeinsam mit den 120 Dorfbewohner*innen lebte sie in den ersten Monaten quasi abgeschottet von der Außenwelt. „Drei Monate war ich überhaupt nicht in der nächstgelegenen Stadt Santa Rosa de Calamuchita“, erzählt Bettina Zimmermann. Ein halbes Jahr lang musste sie mit zwei Hosen auskommen. Erst lebte sie alleine in einem angemieteten Haus, dann bei einer Familie, dann wieder in einer eigenen Unterkunft und zum Schluss im Wohnwagen.

Umepay wurde im Jahr 2012 von elf Freunden gegründet, die der Hektik des argentinischen Großstadtlebens entkommen wollten, um in den Bergen im Einklang mit der Natur zu leben. Bettina Zimmermann lernte das Dorf 2018 während ihres Studienjahres im argentinischen Santiago del Estero durch einen Yoga-Kurs, den sie dort absolvierte, kennen. Die ökologische und nachhaltige Lebensweise der Bewohner beeindruckte sie; in ihr reifte die Idee, sich damit in ihrer Bachelorarbeit zu beschäftigen. Zunächst schwebte ihr ein ökologischer Bauguide vor, bis sich in Gesprächen mit den Menschen vor Ort ein dringenderes Thema auftat: Die Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung.

Sie analysierte die Situation vor Ort, untersuchte Rohwasser- und Abwasserproben und baute einen Biosandfilter, der das Wasser reinigt. Doch nachdem sie ihre Bachelorarbeit abgegeben und virtuell präsentiert hatte, blieb der Studentin noch ganz viel Zeit – „zum Glück“, sagt sie nachträglich. Sie habe die Monate genutzt für Yoga, Meditation, um mit Pferden zu arbeiten und für Gespräche mit liebgewonnen Menschen. Spanisch empfindet sie inzwischen fast als zweite Muttersprache. Und natürlich konnte sie auch die digitalen Lehrveranstaltungen an der OTH Regensburg verfolgen.

Zurück in Deutschland stehen für die junge Frau nun Abschlussprüfungen an. Was danach kommt, weiß Bettina Zimmermann noch nicht. Lehmbau und grüne Dächer sind spannende Themen für sie, aber auch Tiny Houses findet sie interessant. Einen Job in einem modernen, jungen Unternehmen, das auf nachhaltige Bauweisen setzt, kann sie sich gut vorstellen. Und eventuell macht sie auch noch einen Master. „Aber nicht für den Titel, sondern nur, um mein Wissen über nachhaltige Themen zu vertiefen, die mich begeistern.“

Durch das Aufkommen von COVID-19 verlängerte sich der Auslandsaufenthalt von Bauingenieurstudentin Bettina Zimmermann um sieben Monate.
Durch das Aufkommen von COVID-19 verlängerte sich der Auslandsaufenthalt von Bauingenieurstudentin Bettina Zimmermann um sieben Monate. Foto: Evis Mariana Afanador Ascanio
Während ihrer verlängerten Zeit im argentinischen Bergdorf Umepay konnte Bettina Zimmermann ihre Bachelorarbeit finalisieren und virtuell präsentieren.
Während ihrer verlängerten Zeit im argentinischen Bergdorf Umepay konnte Bettina Zimmermann ihre Bachelorarbeit finalisieren und virtuell präsentieren. Foto: Margarita Carlés