Der Numerus Clausus als Zulassungsbeschränkung steht kontrovers in der Diskussion. Auch im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) überschreitet die Zahl der Bewerbungen die Zahl der Plätze um ein Vielfaches.
Der Dateneingabefehler im Wintersemester 2017/2018 bot der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften die einmalige Gelegenheit, in Form eines „natürlichen Experiments“ die Korrelation von Numerus Clausus (NC) und Studienerfolg zu untersuchen. Denn in diesem Semester gab es keine Zulassungsbeschränkung und es wurden 450 Studienbewerberinnen und -bewerber aufgenommen.
Prof. Dr. Sonja Haug, Soziologieprofessorin an der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften, stellte diese „Kohortenanalyse“ bei der Dozierendenkonferenz am 23. Januar 2019 vor. Zusammen mit ihrer studentischen Hilfskraft Anna Koch verglich Prof. Dr. Haug, die zudem Leiterin des Instituts für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung ist, die Erstsemestergruppe des Wintersemesters 2016/2017 (NC Abi 2,1, NC FOS/BOS 2,3) mit der des Wintersemesters 2017/2018 (Zulassung bis Note 3,7). Sie untersuchten den Erstversuch in ausgewählten Modulprüfungen des ersten Semesters.
Das Ergebnis der Analyse: eindeutig
Das Ergebnis war eindeutig: Studierende mit einer besseren Note bei der Hochschulzugangsberechtigung erzielten die besseren Noten in den Erstsemesterprüfungen. Sie traten auch zu mehr Prüfungen an. Zudem haben Studierende, die an mehr Prüfungen teilnehmen, im Durchschnitt auch bessere Noten. „Der Notendurchschnitt ist durchgängig der stärkste Prädikator“, betonte Anna Koch.
Einen signifikant positiven Einfluss auf die Studienleistungen im ersten Semester hat auch die Schulart, durch welche die Hochschulzugangsberechtigung erworben wurde. Die Modulnoten von Studierenden die ein Gymnasium besucht haben, sind durchgängig besser. Dies zeigt sich insbesondere im Modul „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“, bei dem eine Studienarbeit geschrieben werden muss.
Geplante Langzeitstudie könnte genaueren Aufschluss geben
Prof. Dr. Haug betonte, dass einige Einflussfaktoren, wie beispielsweise die Herkunft aus akademisierten oder nicht-akademisierten Familien, nicht untersucht werden konnten. Auch Effekte, die aufgrund der Gruppenzugehörigkeit zu dieser „speziellen Kohorte“ eintreten könnten (beispielsweise aufgrund größerer Vorlesungsgruppen oder auch aufgrund von Rahmenbedingungen wie etwa der Situation auf dem Wohnungsmarkt) konnten nicht untersucht werden. Mehr Ergebnisse erhofft sich Prof. Dr. Haug von einer geplanten Langzeitstudie. „Da sich der Kohortenvergleich auf das erste Semester bezieht, kann daraus noch kein Schluss auf den weiteren Studienerfolg gezogen werden“, so Prof. Dr. Haug.
Im Moment kann schon gesagt werden, dass von den Erstsemestern des Wintersemesters 2017/2018 kein höherer Prozentteil nach dem ersten Semester das Studium abgebrochen hat. Der Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr sogar geringfügig niedriger. Auch der Anteil der Studierenden, die an keiner der fünf exemplarischen Modulprüfungen teilgenommen haben, ist minimal („Karteileichen“). „Die Studierenden, die sich für die OTH Regensburg entschieden haben, scheinen die Chance auf ein Studium auch zu nutzen“, betonte Prof. Dr. Haug abschließend.